Überblick über die Symptome der Wechseljahre
Veröffentlicht von Saskia Appelhoff im Juli 2024 in Allgemeines Wissen
Symptome durch Hormonmangel und Hormonschwankungen
Neben der allmählichen hormonellen Abnahme können auch starke Schwankungen sowie zeitweiser Hormonmangel Symptome auslösen oder verstärken. Besonders in der Perimenopause pendeln Östrogen- und Progesteronspiegel oft unvorhersehbar. Dieses hormonelle „Auf und Ab“ kann zu Beschwerden wie Energietiefs, Stimmungsschwankungen, Schlafproblemen, Migräne, Gelenkschmerzen und vermehrter Reizbarkeit führen.
In der Postmenopause hingegen entsteht ein großer Teil der Symptome durch einen dauerhaft niedrigeren Hormonspiegel, insbesondere bei Östrogen. Dadurch können Beschwerden stabiler – und teils auch langfristiger – auftreten, zum Beispiel vaginale Trockenheit oder Gelenkbeschwerden.
Das erklärt, warum viele Frauen Phasen relativer Beschwerdefreiheit erleben – gefolgt von Tagen, an denen sich Symptome plötzlich verstärken: Hormonmangel kann Beschwerden verursachen, Hormonschwankungen jedoch ebenso.
Östrogenmangel und Östrogenschwankungen in den Wechseljahren
Wie häufig treten Symptome auf?
Studien zeigen, dass 75–85 % der Frauen während der Wechseljahre körperliche und/oder emotionale Beschwerden erleben. Rund ein Drittel berichtet über milde bis moderate Symptome, ein weiteres Drittel leidet unter starken Beschwerden.
Mehr als 30 Symptome können mit den Wechseljahren in Verbindung stehen. Einige, wie Hitzewallungen oder Stimmungsschwankungen, treten episodisch auf. Andere, wie vaginale Trockenheit, können über Jahre bestehen bleiben.
Wichtig ist außerdem die Unterscheidung zwischen
akuten Beschwerden (z. B. Hitzewallungen) und
langfristigen Gesundheitsrisiken (z. B. Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen),
die oft weniger bekannt, aber medizinisch besonders relevant sind. [1,2].
1/3 der Frauen hat leichte bis mäßig starke Symptome, 1/3 leidet unter starken Beschwerden.
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Kategorien von Wechseljahressymptomen
Weiterhin muss man zwischen akuten Beschwerden und langfristigen Gesundheitsrisiken unterscheiden. Beides wird durch die Hormonveränderung ausgelöst, aber die gesundheitlichen Risiken verbinden die Wenigsten mit den Wechseljahren. Besonders brisant, da sie vor allem auch nicht weggehen.
Die Beschwerden der Wechseljahre lassen sich in verschiedene Kategorien gruppieren:
- vasomotorische Symptome
- psychische Symptome und Stimmungslage
- Schlafstörungen
- körperliche Veränderungen
- urogenitale Symptome
Vasomotorische Symptome
Vasomotorische Symptome (das vasomotorische System des Körpers ist für die Regulation der Blutgefäße verantwortlich) sind die bekanntesten und am häufigsten diskutierten Beschwerden während der Wechseljahre. Östrogene haben einen direkten Einfluss auf das Zentrum im Gehirn, das die Körpertemperatur reguliert (Hypothalamus). Ein niedriger Östrogenspiegel kann dazu führen, dass der Körper auf geringfügige Temperaturänderungen überreagiert, was zu einer plötzlichen Erweiterung der Blutgefäße (Vasodilatation) und damit zu Hitzewallungen und Nachtschweiß führt.
Hitzewallungen: Hitzewallungen sind plötzliche, intensive Wärmegefühle, die hauptsächlich im oberen Körperbereich auftreten, typischerweise im Gesicht, am Hals und auf der Brust. Diese Hitzegefühle können von Rötungen der Haut begleitet sein und mit starkem Schwitzen einhergehen und sind unabhängig von der Umgebungstemperatur. Was Hitzewallungen während der Wechseljahre besonders belastend macht, sind ihre Unvorhersehbarkeit und ihre Fähigkeit, zu jeder Tageszeit aufzutreten, sowohl während des Tages als auch nachts.
Nachtschweiß: Nächtliche Schweißausbrüche sind eine weitere Form der vasomotorischen Symptome, bei der Betroffene starkes Schwitzen während des Schlafs erleben, was häufig den Schlaf stört und die Energie des folgenden Tages beeinträchtigen kann.
Psychische Symptome und Stimmungslage
Psychische Symptome und Stimmungsschwankungen während der Wechseljahre werden vor allem durch die Schwankungen der Hormonspiegel verursacht. Östrogene und Progesteron spielen eine wichtige Rolle im Gehirn, insbesondere beeinflussen sie Neurotransmitter, die Stimmung und emotionales Wohlbefinden regulieren, wie Serotonin und Dopamin. Ein Rückgang dieser Hormone kann erhebliche psychische Auswirkungen haben, darunter:
- Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen: Häufige und oft unerklärliche Wechsel zwischen emotionalen Zuständen.
- Depressionen und depressive Verstimmungen: Gefühle von Traurigkeit, Antriebslosigkeit und Freudlosigkeit.
- Angst und Panikattacken: Einige Frauen erleben erhöhte Ängstlichkeit oder Panikattacken.
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Schlafstörungen
Schlafprobleme sind eine weitere signifikante Kategorie der Wechseljahresbeschwerden. Östrogene und Progesteron spielen auch eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Schlafes. Östrogene beeinflussen beispielsweise die Qualität des REM-Schlafs und helfen bei der Aufrechterhaltung eines tiefen Schlafes, während Progesteron eine beruhigende Wirkung hat und das Einschlafen fördern kann. Der Rückgang dieser Hormone während der Wechseljahre kann zu Schlafstörungen führen, da der Körper Schwierigkeiten hat, sich an die neuen Hormonspiegel anzupassen:
- Schlaflosigkeit und Durchschlafstörungen: Viele Frauen berichten über Schwierigkeiten beim Einschlafen und Durchschlafen. Zusätzlich kann der Nachtschweiß (siehe oben) den Schlaf stören.
- Veränderte Schlafmuster: Die Abnahme der Östrogen- und Progesteronproduktion kann den Schlaf-Wach-Rhythmus stören.
Körperliche Veränderungen
Neben den vasomotorischen Symptomen gibt es eine Reihe von körperlichen Veränderungen, die während der Wechseljahre auftreten können
- Gewichtszunahme und Veränderungen der Körperform: Hormonelle Veränderungen können zu einer Zunahme des Körperfetts, insbesondere um den Bauch, führen. Das gefährliche Viszeralfett, wie es bis dahin eher Männer hatten, entsteht durch den relativen Testosteronüberschuss.
- Gelenkschmerzen bis hin zu Arthritis sowie Muskelverspannungen und -schmerzen können in den Wechseljahren auftreten.
- Verminderte Knochendichte: Das Risiko für Osteoporose steigt, da der Östrogenspiegel sinkt, was die Knochendichte beeinträchtigen kann.
- Haut und Haare: dünner werdendes Haar und Haarausfall sowie brüchige Nägel können auch Symptome sein. Juckreiz, der zu schuppiger und trockener Haut führen kann. Auf der anderen Seite kann eine verstärkte Gesichtsbehaarung auftreten (Oberlippenbart, Kinn).
- Probleme mit dem Herz-Kreislauf-System: die Anfälligkeit für Herzinfarkte steigt, das Schlaganfallrisiko steigt, Bluthochdruck, Cholesterin und Blutzucker
- Trockene Schleimhäute und brennende Augen
- Empfindliche Brüste: ähnlich wie während der Schwangerschaft oder vor der Menstruation können die Brüste empfindlicher sein, spannen oder schmerzen.
- Verdauungsprobleme und Blähungen, sowie eine Veränderung des Darm Mikrobioms.
- Brennender Mund & Zahnfleischprobleme, erhöhtes Risiko von Zahnfleischerkrankungen oder Karies.
- Parästhesie (Sensibilitätsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl)
- Die allgemeine Schutzwirkung des Körpers reduziert sich, der Körper hat höhere Entzündungswerte und eine schwächere Abwehr.
Urogenitale Symptome:
- Vaginale Trockenheit (vulvovaginale Atrophie): Diese können zu Beschwerden beim Geschlechtsverkehr und einem erhöhten Risiko für Harnwegsinfektionen führen.
- Schwächung der Beckenbodenmuskulatur, Harninkontinenz und verstärkter Harndrang
- Höhere Anfälligkeit für Infektionen wie Blasenentzündung oder Entzündungen der Harnwege
- Sexuelle Probleme: Dyspareunie (Schmerzen oder Unbehagen während des Geschlechtsverkehrs), Symptome wie verminderte Libido, verminderte sexuelle Befriedigung und Schwierigkeiten beim Erreichen eines Orgasmus
Zusammenfassung:
Die Wechseljahre umfassen weit mehr als nur Hitzewallungen. Viele Symptome entstehen durch eine Kombination aus Hormonmangel und hormonellen Schwankungen und betreffen Körper, Psyche und Stoffwechsel gleichermaßen. Da die Beschwerden individuell sehr unterschiedlich ausfallen, ist eine persönliche Betrachtung und ggf. medizinische Begleitung entscheidend, um diese Lebensphase aktiv und informiert zu gestalten.
Quellen:
Weitere Quellen
- Avis, Nancy; Crawford, Sybil; Greendale, Gail et al. (2015): Duration of Menopausal Vasomotor Symptoms Over the Menopause Transition, URL
- Crandall, Mehta, Manson et al. (2023): Management of Menopausal Symptoms: A Review, February 7, 2023, URL
- Frauenärzte im Netz: Wechseljahresbeschwerden/ Klimakterische Beschwerden, URL
- Gunter, Jan (2021): The Menopause Manifesto: Own Your Health With Facts and Feminism, Citadel Press 2021.Mayoclinic: Perimenopause.
- Schaurig, Katrin: #5 Schlaflos in den Wechseljahren, Podcast Hormongesteuert (30.10.2023).
- Schwenkhagen, Anneliese; Schaudig, Katrin (2015): Kompass Wechseljahre, Trias 2015.
- The Evernow Menopause Study, URL
- Talaulikar, Vikram (2022): Menopause transition: Physiology and symptoms, URL