Ängstlichkeit zählt zu den weniger sichtbaren, aber häufig belastenden Begleiterscheinungen der Wechseljahre. Studien zeigen, dass viele Frauen in dieser Lebensphase mit innerer Unruhe, Nervosität oder sogar Panikattacken konfrontiert sind. Eine aktuelle deutsche Untersuchung aus dem Jahr 2025 geht davon aus, dass rund 10 Prozent der Betroffenen solche Symptome entwickeln. Internationale Daten zeigen mit Prävalenzraten zwischen 10 und 25 Prozent ein noch breiteres Ausmaß – mit einer deutlichen Häufung während der Perimenopause, wenn hormonelle Schwankungen besonders stark ausgeprägt sind [1]. Diese Phase des Übergangs wird zunehmend auch in der Forschung thematisiert. Eine internationale Studie prognostiziert bis 2035 einen Anstieg der weltweiten Krankheitslast durch Angststörungen bei perimenopausalen Frauen um über 40 Prozent im Vergleich zu 2021. Psychosoziale Faktoren, kulturelle Einflüsse und das Bildungsniveau tragen zusätzlich dazu bei, wie ausgeprägt Ängstlichkeit empfunden wird – mit teils erheblichen Unterschieden zwischen einzelnen Regionen.
Hormonelle Auslöser im Hintergrund
Im Zentrum der Veränderungen stehen sinkende Östrogen- und Progesteronspiegel. Diese Hormone wirken im Gehirn auf Botenstoffe wie Serotonin und GABA, die für emotionale Stabilität und Ruhe zuständig sind. Ein Abfall des Östrogenspiegels kann zu einer verminderten Serotonin-Aktivität führen – eine mögliche Erklärung für die Zunahme von Unruhe, Nervosität und Ängsten in dieser Lebensphase. Auch das körpereigene Stresssystem reagiert empfindlicher, wodurch alltägliche Belastungen schneller überfordern können.
Typische Anzeichen ängstlicher Symptome
- Anhaltende Nervosität: Eine diffuse innere Unruhe ohne erkennbaren Anlass
Panikattacken: Plötzliche, intensive Angstzustände mit körperlichen Reaktionen wie Herzrasen, Zittern oder Atemnot
Gedankenkreisen: Grübeleien, die schwer zu stoppen sind
Schlafstörungen: Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen, häufig durch innere Unruhe ausgelöst
Körperliche Beschwerden: Verspannungen, Magen-Darm-Probleme oder Schwindelgefühle als Begleiterscheinungen
Ursachen und Risikofaktoren
Mehrere Faktoren beeinflussen, wie stark Ängstlichkeit während der Wechseljahre ausgeprägt ist:
Hormonelle Disbalance: Ein sinkender Östrogenspiegel kann das Stresssystem aktivieren und die Cortisolausschüttung steigern
Lebensveränderungen: Belastende Lebensereignisse wie Trennungen, berufliche Umbrüche oder das Ausziehen der Kinder verstärken die emotionale Belastung [2].
Persönliche Veranlagung: Eine Vorgeschichte mit Angststörungen oder Depressionen erhöht die Anfälligkeit
Schlafmangel: Unterbrochener Schlaf – etwa durch nächtliche Hitzewallungen – senkt die psychische Widerstandskraft
Strategien im Umgang mit innerer Unruhe
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, mit ängstlichen Symptomen in den Wechseljahren besser umzugehen:
Entspannungstechniken: Atemübungen, Meditation oder Yoga beruhigen das Nervensystem und helfen, akute Angstsymptome zu lindern
Bewegung: Moderate Ausdauersportarten wie Radfahren oder Spazierengehen fördern das emotionale Gleichgewicht
Schlafhygiene: Feste Einschlafzeiten, Ruhe vor dem Zubettgehen und ein schlaffreundliches Umfeld verbessern die Nachtruhe
Ernährung: B-Vitamine, Magnesium und Omega‑3‑Fettsäuren unterstützen das Nervensystem
Pflanzliche Präparate: Baldrian, CBD oder Passionsblume können in Rücksprache mit medizinischem Fachpersonal hilfreich sein
Wann professionelle Hilfe wichtig wird
Wenn Angstzustände dauerhaft auftreten, den Alltag einschränken oder mit depressiven Verstimmungen einhergehen, ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll. Je nach individueller Situation kommen Therapieansätze wie Hormontherapie, Psychotherapie – insbesondere kognitive Verhaltenstherapie – oder medikamentöse Behandlungen infrage.
Zusammenfassung:
Ängstlichkeit in den Wechseljahren ist ein oft unterschätztes, aber häufiges Symptom: Viele Frauen leiden in dieser Phase unter innerer Unruhe, Nervosität oder sogar Panikattacken, wobei aktuelle Studien eine Prävalenz von 10 bis 25 Prozent zeigen, mit einem deutlichen Anstieg in der Perimenopause. Ursache sind die sinkenden Östrogen- und Progesteronspiegel, die Botenstoffe wie Serotonin beeinflussen und das körpereigene Stresssystem empfindlicher machen können. Typische Anzeichen sind anhaltende Nervosität, Panikattacken, Schlafstörungen und Grübeleien, verstärkt durch Lebensveränderungen oder Schlafmangel. Zum Umgang mit diesen Symptomen helfen Entspannungstechniken wie Atemübungen und Yoga, regelmäßige Bewegung, gute Schlafhygiene und eine angepasste Ernährung (B-Vitamine, Magnesium, Omega-3). Bei starker Beeinträchtigung des Alltags oder depressiven Verstimmungen ist professionelle Hilfe ratsam, wobei Behandlungen wie Hormontherapie, Psychotherapie oder Medikamente infrage kommen.
Quellen:
https://www.deutschlands-marktforscher.de/studie-zu-wechseljahren-im-fokus/
Zhang, Hu, Cheng et. al: Global, regional, and national burden of anxiety disorders during the perimenopause (1990-2021) and projections to 2035. BMC Womens Health. 2025 Jan 7;25(1):11, URL
Huang, Wang, Zheng et al (2023): Anxiety disorder in menopausal women and the intervention efficacy of mindfulness-based stress reduction. Am J Transl Res. 2023 Mar 15;15(3), URL.