Interview

Dr. med. Lara Maier - die Kraft des Ayurveda

Veröffentlicht von Saskia Appelhoff im Juni 2025

Artikelbild Dr. med. Lara Maier - die Kraft des Ayurveda

Dr. med. Lara Maier ist klassisch ausgebildete Medizinerin, hat in der Start-up-Welt wertvolle Erfahrungen gesammelt – unter anderem im Bereich Telemedizin und digitale Gesundheitslösungen – und auch intensiv mit Prävention und integrativen Heilansätzen beschäftigt. Ihr besonderes Anliegen ist es, Menschen dabei zu unterstützen, gar nicht erst krank zu werden – durch ganzheitliche Gesundheitsvorsorge statt reiner Krankheitsbehandlung. In ihrer Praxis in München verbindet sie heute medizinische Innovation mit Elementen aus Ayurveda, Lifestyle Medicine und Ernährungsmedizin – immer mit Blick auf die Anforderungen unserer Zeit. Mit uns spricht sie über das Thema Ayurveda und Wechseljahre – und darüber, wie Frauen in dieser Lebensphase bestmöglich unterstützt werden können.

Was sagt Ayurveda grundsätzlich über die Wechseljahre?

In der ayurvedischen Lehre unterscheidet man drei sogenannte Doshas – Vata, Pitta und Kapha – biologische Grundprinzipien, die sich in der Natur, im Menschen und auch in den Lebensphasen widerspiegeln. Jede Lebensphase wird von einem dieser Doshas dominiert – und Übergänge, wie etwa die Wechseljahre, sind stets von Vata geprägt.

Vata steht für Bewegung – ob körperlich, gedanklich oder hormonell. Und genau das erleben wir in den Wechseljahren: Veränderungen, Umbrüche und eine Neuorientierung des Organismus. Diese Phase ist somit nicht nur ein Übergang, sondern leitet auch in die Vata-Lebensphase über, also die Zeit des Alterns. Umso wichtiger ist es, jetzt die richtigen Weichen zu stellen – für Stabilität im Körper, Klarheit im Geist und ein gesundes Älterwerden.

Früher waren Frauen in den Wechseljahren bereits in der Rückzugsphase – heute stehen sie oft mitten im Leben: berufstätig, mit Verantwortung für Kinder und pflegebedürftige Eltern. Deshalb muss Ayurveda heute anders gedacht werden – alltagstauglich, stärkend und unterstützend für Frauen, die in dieser herausfordernden Lebensphase noch viel leisten (müssen und wollen). Ayurveda bietet hier wertvolle Ansätze – über Verhalten, Lebensstil und individuelle Begleitung.

Ist die ayurvedische Sichtweise anders als die westliche Sicht auf die Wechseljahre?

Was ich an der ayurvedischen Medizin besonders schätze, ist ihr ganzheitlicher und individueller Blick auf den Menschen – etwas, das in der westlichen Medizin bislang oft fehlt.

Zwar erkennt auch die Schulmedizin zunehmend, dass es keine ‚One-size-fits-all‘-Lösungen gibt – gerade in den Wechseljahren, in denen Frauen sehr unterschiedliche Symptome erleben. Die eine hat Hitzewallungen, die andere Schlafstörungen, die dritte nimmt plötzlich an Gewicht zu. Aus westlicher Sicht scheint das oft zufällig und schwer erklärbar.

Aus ayurvedischer Perspektive dagegen lassen sich diese Unterschiede sehr gut nachvollziehen – denn die Symptome hängen mit den individuellen Doshas, also den persönlichen Konstitutionstypen, zusammen. Man könnte sogar sagen: Ich kann häufig vorhersagen, welche Frau eher zu welchen Beschwerden neigt. Das macht die Behandlung nicht nur verständlicher, sondern auch viel gezielter.

Ein weiterer Unterschied: Im Ayurveda spielen Ernährung, Verhalten und Lebensstil von Anfang an eine zentrale Rolle – während diese Aspekte in der westlichen Medizin oft erst nachgelagert berücksichtigt werden.

Und mir ist besonders wichtig: Die Kombination beider Welten ist ideal. Eine individuell abgestimmte Hormonersatztherapie kann für viele Frauen sehr hilfreich sein – und lässt sich wunderbar mit ayurvedischen Ansätzen kombinieren. Für andere reicht vielleicht schon eine Behandlung mit ayurvedischer Pflanzenheilkunde. Entscheidend ist, dass wir lernen, beide Systeme sinnvoll zu verbinden – zum Wohl der Patientinnen.

Lass uns gern auch gerne tiefer einsteigen: Welche Symptome können denn den verschiedenen Dosha zugeordnet werden?

Die schon genannten Doshas - Vata, Pitta und Kapha - prägen sowohl unsere körperliche Konstitution als auch unsere Reaktionen auf Veränderungen wie die Wechseljahre. Die sind jeweils recht unterschiedlich.

Vata steht für Bewegung und ist dem Element Luft zugeordnet. Vata-Personen sind oft schlank, haben feine Haut und Haare und sind eher unruhig, sensibel und schnell reizbar. In den Wechseljahren neigen sie zu Schlafstörungen, trockener Haut, Gelenkschmerzen und Ängsten.

Pitta ist das Dosha des Feuers, es steuert den Stoffwechsel und die Verdauung. Pitta-Typen sind dynamisch, leistungsorientiert, setzen schnell Muskelmasse an – aber auch anfällig für Überforderung und Burnout. In den Wechseljahren zeigen sich bei ihnen häufig Hitzewallungen, Hautausschläge, emotionale Hochs und Tiefs sowie eine erhöhte Konfliktbereitschaft.

Kapha steht für Struktur, Stabilität und Ausdauer – ist also eher das „ruhige“ Dosha. Kapha-Typen nehmen leichter zu, auch bei wenig Nahrungsaufnahme, neigen zu Wassereinlagerungen, Müdigkeit, Antriebslosigkeit und depressiven Verstimmungen.

Diese individuellen Muster helfen uns, auch die Wechseljahresbeschwerden besser zu verstehen und gezielter zu behandeln. Spannend ist auch: Neueste Forschungen zeigen, dass sich das Mikrobiom in den Wechseljahren verändert – und auch das ist individuell. Ich bin überzeugt, dass sich hier in Zukunft direkte Zusammenhänge mit den ayurvedischen Konstitutionstypen zeigen lassen.

Bin ich immer klar ein Dosha Typ oder ist es ein Mix?

Im Ayurveda gehen wir davon aus, dass jeder Mensch alle drei Doshas in sich trägt. Aber: Eines oder zwei davon sind meist besonders ausgeprägt und prägen unsere Konstitution am stärksten.

Reine Dosha-Typen, also Menschen, bei denen nur ein Dosha dominiert, kommen eher selten vor. Viel häufiger sind sogenannte Mischtypen, zum Beispiel Vata-Pitta oder Pitta-Kapha. Das dominantere Dosha wird dabei zuerst genannt.

Im Ayurveda geht es dabei nicht um eine exakte Prozentverteilung, sondern um ein ganzheitliches Bild – das ich in der Praxis zum Beispiel über eine Pulsdiagnose gut erspüren kann. Es gibt aber auch einige gute Online-Tests, mit denen man eine erste Einschätzung seiner Konstitution bekommt.

Und dann gibt es noch die Tridosha-Typen – also Menschen, bei denen alle drei Doshas gleich stark ausgeprägt sind. Das kann ein Segen sein, weil diese Menschen viele Ressourcen in sich tragen – aber auch herausfordernd, weil es viel Feingefühl braucht, um alles im Gleichgewicht zu halten.

Pitta, Vata oder Kapha?

Welcher Dosha-Typ bist du? Finde es heraus.
Mache den Dosha-Test.

Was kann denn bzw. ein Pitta-Typ tun, um Wechseljahrsbeschwerden zu lindern?

Bei einem dominanten Pitta-Dosha – typisch für viele Frauen in den Wechseljahren mit Hitzewallungen, Hautproblemen oder Gereiztheit – gilt ein einfacher Grundsatz: Hitze muss gekühlt werden. Das funktioniert auf mehreren Ebenen:

  • Körperlich durch kühlende Maßnahmen wie kalte Bäder oder das Einmassieren mit kühlenden Ölen – zum Beispiel Kokosöl, das besonders angenehm wirkt.

  • Phytotherapeutisch können bestimmte Pflanzenstoffe Pitta ausleiten und beruhigen – etwa Salbei, Minze oder heimische Bitterstoffe wie Mariendistel.
  • Ernährung ist im Ayurveda ein zentrales Steuerungsinstrument. Die sechs Geschmacksrichtungen – süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb – wirken unterschiedlich auf die Doshas. Um Pitta zu senken, helfen vor allem bittere und herbe Geschmäcker. Diese entlasten auch die Leber und verbessern das Hautbild.

Ein einfacher Tipp für den Sommer: Einen kalten Salbeitee oder Minztee aufgießen, abkühlen lassen und trinken – das hat eine angenehm kühlende Wirkung von innen. Auch ayurvedische Präparate wie ‚Livomap' können unterstützend wirken, vor allem für die Leber.

Muss ich meinen Dosha kennen oder gibt es auch allgemeine Tipps, die für alle gelten?

Im Ayurveda gelten einige universelle Grundregeln – besonders relevant in den Wechseljahren: Ein zentrales Prinzip ist der richtige Zeitpunkt der Mahlzeiten. Die Hauptmahlzeit sollte idealerweise mittags zwischen 12 und 14 Uhr eingenommen werden, wenn das Verdauungsfeuer (Agni) am stärksten ist. Abends empfehlen wir eine leichte, frühe Mahlzeit – möglichst kein spätes, schweres Essen. Frühstück ist optional: Wer Hunger hat, isst etwas – wer nicht, lässt es weg. Entscheidend ist: Zwei bis drei feste Mahlzeiten pro Tag – ohne Snacks zwischendurch.

Warum das so wichtig ist? Eine stabile Verdauung verhindert Blutzuckerspitzen, die mit zunehmendem Alter Entzündungsprozesse im Körper fördern können – etwa stillen Entzündungen, die wiederum an vielen chronischen Krankheiten beteiligt sind.

Für die Ernährung in den Wechseljahren hat sich eine pflanzenbetonte, kohlenhydratreduzierte Ernährung bewährt. Gute Fette und vitaminreiche Lebensmittel unterstützen den Hormonhaushalt.

Gewürze sind dabei echte „Superpower“. Sie wirken nicht nur geschmacklich, sondern auch therapeutisch – etwa Kurkuma als entzündungshemmender Allrounder oder Koriander bei Vata-Beschwerden.

Generell gilt: Wer 30 verschiedene pflanzliche Zutaten pro Woche isst – inklusive Kräutern und Gewürzen – stärkt sein Mikrobiom und damit seine gesamte Gesundheit.

Ein Tipp: Neue Gewürze ausprobieren und sie in Öl angeröstet ins Essen geben – so entfalten sie ihre Wirkung besonders gut. Auch Curry-Mischungen sind ideal – damit bekommt man direkt mehrere gesundheitsfördernde Gewürze in ein Gericht.

Bewegung, guter Schlaf und die Bereitschaft zur Neujustierung machen die Wechseljahre zu einer Chance für echte Transformation.

Dr. Lara Maier

Wie sieht Ayurveda, speziell Sport und Schlaf – über das Allgemeinwissen hinaus?

Bewegung ist im Ayurveda essentiell – idealerweise täglich, z.B. mit dem Sonnengruß. Yoga und Ayurveda gehören eng zusammen, sie wurden gemeinsam entwickelt und ergänzen sich. Yoga ist die kleine Schwester der Ayurveda. Besonders wichtig ist dabei nicht die Leistung, sondern die Regelmäßigkeit und Atmung: Sport sollte so ausgeübt werden, dass man durch die Nase atmen kann. Das fördert die Freisetzung von Stickstoffmonoxid, weitet die Gefäße und verbessert die Durchblutung.

Im Ayurveda wird körperliche Bewegung gezielt an die individuelle Konstitution angepasst. So profitieren Pitta-Typen, die oft hitzig und leistungsorientiert sind, besonders von kühlenden Aktivitäten wie Schwimmen, die helfen, überschüssige innere Hitze auszugleichen. Vata-Typen hingegen, deren Energie leicht zerstreut und unruhig sein kann, finden in erdenden und ruhigen Bewegungen wie langsamen Yoga-Übungen oder Spaziergängen einen wohltuenden Ausgleich.

Empfehlungs-Box: Sportempfehlungen nach Dosha-Typen

  • Pitta-Typ: neigt zu Hitze – daher kühlende Aktivitäten wie Schwimmen.

  • Vata-Typ: nervös, unruhig – langsame Yoga-Posen, Erdung, Stabilität, keine schnellen Wechsel.

  • Kapha-Typ: eher träge – muss sanft aktiviert werden, dann aber kräftiger und schneller Sport, der fordert.

Im Ayurveda spielt Regelmäßigkeit eine zentrale Rolle für erholsamen Schlaf und ein ausgeglichenes Leben. Der tiefste und regenerativste Schlaf findet idealerweise zwischen 22 und 2 Uhr statt – daher wird empfohlen, früh ins Bett zu gehen, am besten gegen 22 Uhr, und morgens gegen 6 Uhr aufzustehen. Diese Rhythmik unterstützt den natürlichen Biorhythmus und die nächtliche Erholung des Körpers. Abendrituale wie ein Digital Detox, eine kurze Meditation oder eine beruhigende Fußmassage mit Lavendelöl können zusätzlich beim Einschlafen helfen – besonders für Menschen, die zu innerer Unruhe neigen oder während der Wechseljahre unter Schlafproblemen leiden.

Gibt es im Ayurveda eine Empfehlung, wann Sport oder anstrengende Arbeit am besten passen – morgens, mittags oder abends?

Im Ayurveda gilt der frühe Morgen als ideale Zeit für Bewegung – etwa gegen 6 Uhr, wenn der Wechsel von Vata- zu Kapha-Zeit stattfindet. Sport in dieser Phase aktiviert Körper und Geist optimal für den Tag. Wer morgens keine Möglichkeit hat, kann alternativ auch mittags eine kleine Einheit einbauen. Abends hingegen sollte intensive Bewegung vermieden werden, da sie das Einschlafen stören kann. Leichtes Yoga ist am Abend eine gute Wahl, um zur Ruhe zu kommen.

Auch der restliche Tagesablauf lässt sich ayurvedisch sinnvoll gestalten. Von 6 bis 8 Uhr steht das Ankommen im Tag im Fokus – mit Selbstfürsorge und der Versorgung der Familie. Ab 8 Uhr beginnt die Pitta-Zeit, die bis etwa 13 Uhr reicht. In dieser Phase sind Konzentration und Leistungsfähigkeit am höchsten – ideal für anspruchsvolle Aufgaben oder Teamarbeit. Der Nachmittag fällt in die Vata-Zeit, in der eher leichtere Tätigkeiten und Gespräche besser gelingen. Wer mit einem Nachmittagstief zu kämpfen hat, kann diesem mit leichter Bewegung – etwa einem Spaziergang oder ein paar Kniebeugen – sowie einem bekömmlichen Mittagessen entgegenwirken.

Zuckerreiche Snacks wie Kuchen führen zu starken Blutzuckerschwankungen und können auf Dauer Entzündungsprozesse im Körper fördern – besonders in den Wechseljahren ist das relevant. Das bedeutet jedoch nicht, dass man sich starr an Regeln halten muss. Ayurveda empfiehlt vielmehr, gesunde Leitlinien zu kennen, sich zu etwa 80 % daran zu orientieren – und die restlichen 20 % bewusst dem Lebensgenuss zu widmen.

Welcher Bereich ist im Ayurveda am wichtigsten – Ernährung oder das Gleichgewicht mit Bewegung und mentaler Balance?

Letztlich strebt Ayurveda vor allem nach Balance – das gesamte System ist darauf ausgerichtet, dass Körper, Geist und Seele in ihrem individuellen Gleichgewicht bleiben. Gerät diese Balance aus dem Lot, zeigt Ayurveda Wege auf, wie wir sie wiederherstellen können – ähnlich wie auch die Natur stets nach Ausgleich strebt.

Eine zentrale Rolle spielt dabei die Verdauung. Sie wird im Ayurveda als eine der wichtigsten Säulen betrachtet, da sie täglich Einfluss auf unser Wohlbefinden hat. Interessanterweise lässt sich das gut mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen verbinden: Die moderne Mikrobiomforschung zeigt, wie stark unsere Darmgesundheit mit vielen Prozessen im Körper zusammenhängt – von mentaler Gesundheit über das Immunsystem bis hin zu Hauterkrankungen und Nährstoffaufnahme.

Doch Ayurveda betrachtet den Menschen ganzheitlich. Eine gute Verdauung allein reicht nicht aus, wenn Schlafrhythmen gestört sind, Bewegung fehlt oder mentale Resilienz vernachlässigt wird. Erst das Zusammenspiel all dieser Bereiche führt zu nachhaltigem Wohlbefinden.

Warum ist dir denn der Punkt ganzheitlich so wichtig?

ch habe für mich persönlich den Sinn im Ayurveda erkannt. Obwohl ich eine klassische schulmedizinische Ausbildung absolviert habe – ich habe in München am Klinikum rechts der Isar studiert, in der HNO gearbeitet und später in Berlin – und die Schulmedizin in ihrer Bedeutung sehr schätze, habe ich gemerkt, dass mir der ganzheitliche Blick oft fehlt. Der Mensch lässt sich nicht in Einzelteile zerlegen. Körper, Geist und Emotionen hängen untrennbar zusammen.

Gerade das macht den Ayurveda für mich so wertvoll: Er betrachtet den Menschen in seiner Gesamtheit. Je intensiver ich mich damit beschäftige, desto mehr erkenne ich, wie tief und gleichzeitig selbstverständlich diese Prinzipien sind – auch an meinem eigenen Körper. Viele Beschwerden, die ich früher als gegeben hingenommen habe, sind durch mehr Ruhe, Rhythmus und eine ayurvedisch angepasste Ernährung einfach verschwunden.

Ich finde es faszinierend, dass man bei Hautproblemen nicht sofort zu einer Cortisoncreme greift, sondern den Zusammenhang mit dem Pitta-Dosha und der Leberfunktion betrachtet – und Wege sucht, die Leber zu entlasten, damit sich die Haut regenerieren kann. Das ist nicht nur effektiv, sondern fühlt sich auch sehr sinnstiftend und natürlich an.

Deine drei top Tipps, was Frauen machen können aus ayurvedischer Sicht.

Was wirklich hilft, lässt sich nicht pauschal sagen – es hängt immer von der individuellen Situation ab. Aber es gibt einige grundlegende Bereiche, auf die man besonders achten sollte: Ernährung, Bewegung, Schlaf und der Umgang mit Stress. Mein wichtigster Tipp wäre, die Zeit rund um die Wechseljahre als Chance zu begreifen – als Moment des Innehaltens, in dem man bewusste Weichen für die Gesundheit der kommenden Jahre stellen kann.

Viele erleben diese Phase als Verlust oder Rückschritt – Gewichtszunahme, Gelenkbeschwerden, Stimmungsschwankungen. Doch das muss nicht so sein. Es geht vielmehr darum, genauer hinzusehen: Wo kann ich etwas verändern? Was tut mir gut? Gerade Ayurveda bietet hier eine wunderbare Ergänzung. Wer neugierig ist, kann z. B. einen Dosha-Test machen oder sich zehn Minuten mit den ayurvedischen Prinzipien beschäftigen. Häufig findet man dabei hilfreiche Impulse – und sie lassen sich sehr gut mit der klassischen Gynäkologie kombinieren.

Auch bei der Hormonersatztherapie lohnt sich ein offener Blick. Bioidentische Hormone können eine große Hilfe sein – für Wohlbefinden, Haut, Schlaf und mehr. Die Ängste, die früher damit verbunden waren, etwa hinsichtlich eines erhöhten Krebsrisikos, gelten heute bei sachgemäßer Anwendung und moderner Präparate nicht mehr. Wichtig ist, sich gut beraten zu lassen und keine Scheu vor individuellen Lösungen zu haben.

Was ist dein Wunsch für die Wechseljahre?

Dass ich die Tipps, die ich heute teile, auch selbst anwenden kann – ganz praktisch und ohne Druck. Ich bin ehrlich gespannt, wie mein eigener Weg durch die Wechseljahre aussehen wird. Vielleicht gehöre ich zu denen mit milden Symptomen, vielleicht wird es intensiver. Wichtig ist mir vor allem, früh genug hinzuspüren, gut auf mich zu achten und dann mit dem umzugehen, was kommt – mit dem Wissen, dass ich etwas tun kann. Ich möchte diese Phase annehmen, mit all ihren Facetten, und sie bewusst gestalten. Nicht perfekt, aber mit Vertrauen und Klarheit.

Vielen Dank für das spannende Interview!