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Muskel- und Gelenkschmerzen

Veröffentlicht von Saskia Appelhoff im April 2025 in Symptome

Artikelbild Muskel- und Gelenkschmerzen

Die Wechseljahre sind eine Lebensphase, die viele Frauen vor körperliche und emotionale Herausforderungen stellt. Eine der weniger besprochenen, aber weit verbreiteten Beschwerden in dieser Zeit sind Gelenk- oder Bewegungsschmerzen, auch bekannt als menopausal myalgia. Studien zeigen, dass etwa 40 bis 50 Prozent der Frauen in den Wechseljahren unter muskulären Beschwerden leiden. Doch was steckt hinter diesen Schmerzen, und was kann man dagegen tun? 

Ursachen von Muskel- und Gelenkschmerzen in den Wechseljahren

Die Ursachen von Muskel- und Gelenkschmerzen in den Wechseljahren sind vielfältig und oft mit den hormonellen Veränderungen in dieser Zeit verbunden. Hier sind die Hauptfaktoren, die zu den Beschwerden beitragen:


1. Hormonelle Veränderungen

Ein sinkender Östrogenspiegel ist die zentrale Ursache für viele körperliche Beschwerden in den Wechseljahren. Östrogen spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation von Entzündungsprozessen und der Durchblutung der Muskeln. Ein Abfall dieses Hormons kann die Schmerzempfindlichkeit erhöhen, die Muskelregeneration verlangsamen und Entzündungen begünstigen.

2. Verminderte Kollagenproduktion

Östrogen unterstützt die Produktion von Kollagen, einem essenziellen Bestandteil von Muskeln, Sehnen und Gelenken. Mit dem Rückgang des Östrogenspiegels wird weniger Kollagen produziert, was zu steiferen Muskeln und Gelenken sowie zu einer erhöhten Anfälligkeit für Schmerzen führen kann.

3. Veränderungen im Bindegewebe

Das Bindegewebe verliert während der Wechseljahre an Elastizität. Diese Veränderungen können Muskelverhärtungen und Verspannungen fördern, die wiederum Schmerzen verursachen.

4. Stress und Schlafprobleme

Stress und hormonell bedingte Schlafstörungen sind häufige Begleiter der Wechseljahre. Sie fördern die Ausschüttung von Cortisol, einem Stresshormon, das Muskelverspannungen verstärken kann. Chronischer Stress und Schlafmangel tragen dazu bei, dass sich Muskeln nicht ausreichend regenerieren können, was langfristig Schmerzen verursacht.

5. Vitamin- und Nährstoffmangel

Ein Mangel an essenziellen Nährstoffen wie Vitamin D, Magnesium oder Kalzium ist in den Wechseljahren keine Seltenheit. Diese Stoffe sind entscheidend für die Muskel- und Knochengesundheit. Ein Defizit kann zu Muskelkrämpfen, Steifheit und Schmerzen führen.

6. Veränderte Durchblutung

Die hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren können die Durchblutung beeinträchtigen. Dies führt dazu, dass Muskeln weniger Sauerstoff und Nährstoffe erhalten, was Verspannungen und Schmerzen fördern kann.


Symptome muskuloskelettaler Beschwerden

Muskel- und Gelenkschmerzen in den Wechseljahren können sich auf unterschiedliche Weise äußern, darunter:

  • Steifheit und Verspannungen: Besonders ausgeprägt nach dem Aufstehen oder nach längeren Ruhephasen.
  • Lokalisierte Schmerzen: Häufig in Nacken, Schultern, Rücken oder Beinen.
  • Muskelkrämpfe: Besonders in den Waden oder Händen.
  • Erschöpfung: Eine schnellere Muskelermüdung kann auftreten, selbst bei leichten Aktivitäten.

Behandlungsmöglichkeiten

1. Hormontherapie (HRT)

Die Hormonersatztherapie kann helfen, den sinkenden Östrogenspiegel auszugleichen und dadurch die Beschwerden zu reduzieren. Die Entscheidung für eine HRT sollte jedoch immer individuell und in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin getroffen werden.

2. Bewegung und Physiotherapie

Regelmäßige Bewegung spielt eine Schlüsselrolle bei der Linderung von Muskel- und Gelenkschmerzen. Besonders empfehlenswert sind:

  • Moderater Sport: Aktivitäten wie Schwimmen, Yoga oder Spazierengehen fördern die Durchblutung, stärken die Muskulatur und verbessern die Flexibilität.
  • Gezieltes Dehnen: Regelmäßiges Dehnen kann helfen, Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit zu fördern.
  • Physiotherapie: Ein Physiotherapeut kann spezifische Übungen empfehlen, die auf individuelle Beschwerden abgestimmt sind.

3. Ernährung

Eine ausgewogene Ernährung unterstützt die Muskelgesundheit und kann Entzündungen reduzieren. Zu den wichtigsten Empfehlungen gehören:

  • Anti-entzündliche Ernährung: Lebensmittel wie fetter Fisch, Nüsse, Beeren und grünes Gemüse haben entzündungshemmende Eigenschaften.
  • Magnesiumreiche Lebensmittel: Nüsse, Samen und Bananen können Muskelkrämpfe lindern.
  • Vitamin D und Kalzium: Diese Nährstoffe sind essenziell für die Knochengesundheit und die Muskelregeneration. Sie können über Lebensmittel wie Milchprodukte oder Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden.

4. Stressmanagement

Stressreduktion ist ein wichtiger Bestandteil der Schmerzbewältigung. Folgende Methoden können helfen:

  • Meditation und Atemübungen: Diese Techniken können Stress abbauen und die Muskelentspannung fördern.
  • Achtsamkeitstraining: Regelmäßige Achtsamkeitsübungen helfen, körperliche und emotionale Anspannung zu reduzieren.

5. Weitere unterstützende Maßnahmen

  • Massagen: Sie fördern die Durchblutung und lösen Verspannungen.
  • Wärmeanwendungen: Wärmepackungen oder Bäder können schmerzlindernd wirken.


Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Obwohl viele Beschwerden durch gezielte Maßnahmen gelindert werden können, gibt es Situationen, in denen ein Arztbesuch notwendig ist:

  • Wenn die Schmerzen stark oder anhaltend sind.
  • Wenn die Beschwerden mit Schwellungen, Rötungen oder Bewegungseinschränkungen einhergehen.
  • Wenn zusätzliche Symptome wie Fieber oder unerklärlicher Gewichtsverlust auftreten.

Fazit

Muskel- und Gelenkschmerzen in den Wechseljahren sind häufig auf hormonelle Veränderungen wie den Rückgang des Östrogenspiegels zurückzuführen. Mit der richtigen Kombination aus Bewegung, Ernährung und Stressmanagement lassen sich die Beschwerden oft wirksam lindern. Sollten die Schmerzen jedoch stark oder langanhaltend sein, ist eine ärztliche Abklärung empfehlenswert. Mit einem bewussten Umgang mit den eigenen Bedürfnissen können Frauen ihre Lebensqualität auch in den Wechseljahren erhalten und verbessern.


Zusammenfassung:

Während der Wechseljahre leiden viele Frauen unter Muskel- und Gelenkschmerzen, die vor allem durch den sinkenden Östrogenspiegel verursacht werden. Dieser Hormonrückgang beeinflusst Entzündungsprozesse, die Durchblutung und die Schmerzempfindlichkeit negativ. Auch ein Mangel an Kollagen, Veränderungen im Bindegewebe, Stress, Schlafprobleme und Nährstoffdefizite wie bei Vitamin D oder Magnesium können die Beschwerden verstärken. Die Schmerzen äußern sich häufig durch Steifheit, Verspannungen, Muskelkrämpfe und schnelle Erschöpfung. Zur Linderung helfen Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, Stressreduktion, Wärmeanwendungen und gegebenenfalls eine Hormonersatztherapie. Bei starken oder anhaltenden Schmerzen ist ärztlicher Rat empfehlenswert. Mit dem richtigen Umgang lassen sich die Beschwerden meist gut in den Griff bekommen.

Quellen:

Szoeke CE, Cicuttini FM, Guthrie JR, Dennerstein L. The relationship of reports of aches and joint pains to the menopausal transition: a longitudinal study. Climacteric. 2008 Feb;11(1):55-62, URL

Estrogen Alone and Joint Symptoms in the Women’s Health Initiative Randomized Trial, URL.

Lu, Liu, Zhou et al. (2020): Musculoskeletal Pain during the Menopausal Transition: A Systematic Review and Meta-Analysis. Neural Plast. 2020 Nov 25, Link.