Funktion von Testosteron in den Wechseljahren
Veröffentlicht von Saskia Appelhoff im Juni 2025 in Allgemeines Wissen
Testosteron gilt oft als typisches „Männerhormon“ – dabei ist es für Frauen in den Wechseljahren ein entscheidender Wohlfühlfaktor. Sinkt der Spiegel, nehmen Energie, Muskelkraft und sexuelle Lust ab, während Haut, Haare und Knochen leiden können. Erfahre, wie Testosteron Stoffwechsel, Knochendichte, Psyche und äußeres Erscheinungsbild beeinflusst und welche Diagnose‑ und Therapieoptionen es gibt.
Testosteron in den Wechseljahren: Ein unterschätzter Baustein für dein Wohlbefinden
Auch bei Frauen spielt Testosteron – wenn auch in deutlich geringerer Menge als bei Männern – eine zentrale Rolle im Hormonhaushalt. Während der Wechseljahre sinkt der Testosteronspiegel zusätzlich zum Rückgang von Östrogen, was sich auf verschiedene Bereiche deines Körpers auswirken kann.
1. Stoffwechsel & Körperzusammensetzung
Muskelaufbau & Kraft: Testosteron unterstützt den Erhalt und Aufbau von Muskelmasse, was in den Wechseljahren hilft, Kraft und Mobilität zu bewahren.
Grundumsatz: Ein stabiler Testosteronspiegel fördert den täglichen Kalorienverbrauch und kann so helfen, Gewichtszunahme vorzubeugen.
Fettverteilung: Das Hormon steuert, ob Fett vorwiegend an Hüfte und Oberschenkeln oder im Bauchbereich gespeichert wird.
2. Knochengesundheit
Knochenaufbau: In Zusammenarbeit mit Östrogen trägt Testosteron entscheidend zur Knochendichte bei.
Osteoporose-Prävention: Ein Mangel erhöht langfristig das Risiko für Osteopenie und Osteoporose und damit für Knochenbrüche.
3. Psyche, Libido & Wohlbefinden
Sexuelles Verlangen: Testosteron ist essentiell für Libido und sexuelle Erregbarkeit. Sinkt dein Spiegel, kann das Interesse und die Empfindungsfähigkeit abnehmen.
Stimmung & Antrieb: Positive Effekte auf Energielevel, Konzentration und allgemeines Wohlbefinden. Ein Defizit zeigt sich oft in Müdigkeit, Reizbarkeit oder Antriebslosigkeit.
4. Haut, Haare & Schleimhäute
Hautelastizität: Testosteron trägt zur Dicke und Spannkraft der Haut bei und kann Trockenheit vorbeugen.
Haarwachstum: Es fördert das Wachstum von Kopf- und Körperhaaren. Eine Balance ist wichtig, um Haarausfall oder umgekehrt verstärkte Behaarung zu vermeiden.
Schleimhaut-Gesundheit: Stärkt Mund-, Vaginal- und andere Schleimhäute gegen Trockenheit und Infektionen.
Produktion und Regulation
Bei Frauen wird Testosteron hauptsächlich in den Eierstöcken sowie in geringem Umfang in der Nebennierenrinde gebildet. Die Steuerung dieses Hormonspiegels übernimmt die Hirnanhangdrüse (Hypophyse), die über das luteinisierende Hormon (LH) die Ausschüttung von Testosteron anregt. Ein Teil des gebildeten Testosterons wird an das Sexualhormon‑bindende Globulin (SHBG) gebunden und ist damit vorübergehend inaktiv – nur der ungebundene, freie Anteil kann im Körper seine biologischen Wirkungen entfalten.
Diagnose & Therapie
Die Diagnose eines Testosteronmangels erfolgt durch die Bestimmung der Hormonkonzentration im Blutserum, wobei insbesondere der freie Testosteron‑Wert Aufschluss über den tatsächlich verfügbaren Anteil gibt. Ergänzend zu dieser Laboranalyse können gezielte Lifestyle‑Maßnahmen wie regelmäßiges Krafttraining, eine eiweißreiche Ernährung und ausreichender Schlaf dazu beitragen, den Testosteronspiegel auf natürliche Weise zu stabilisieren. In ausgewählten Fällen empfiehlt sich unter ärztlicher Aufsicht zudem eine niedrig dosierte Testosteronsubstitution, etwa in Form von Gel oder Pflaster, die stets in Kombination mit weiteren unterstützenden Maßnahmen eingesetzt wird.
Wichtig: In Deutschland gibt es aktuell keine Testosteronpräparate, die explizit für Frauen zugelassen sind. Eine Substitution erfolgt daher in der Regel „off‑label“ mit bioidentischem Testosteron in Form von transdermalen Gelen oder Cremes, die eigentlich für Männer zugelassen sind. Sprich hierzu mit deiner Ärztin oder Arzt.
Zusammenfassung:
Ein ausgewogener Testosteronspiegel trägt in den Wechseljahren entscheidend dazu bei, Muskulatur, Knochen, Libido und Laune zu stärken sowie Haut und Schleimhäute gesund zu halten. Wenn du Symptome wie Lustlosigkeit, Energieverlust oder Muskelschwund bemerkst, lohnt sich eine Hormonanalyse.
Quellen:
Davis, Baber et al. (2019): Global Consensus Position Statement on the Use of Testosterone Therapy for Women. J Clin Endocrinol Metab. 2019 Oct 1;104(10):4660-4666, URL.
Uloko, Rahman et al (2022): The clinical management of testosterone replacement therapy in postmenopausal women with hypoactive sexual desire disorder: a review. Int J Impot Res. 2022 Nov;34(7):635-641. doi: 10.1038/s41443-022-00613-0.