Zyklusveränderungen in den Wechseljahren
Veröffentlicht von Saskia Scheibel im Juni 2025 in Symptome
Die Wechseljahre (Klimakterium) markieren eine tiefgreifende Umbruchphase im Leben einer Frau – hormonell, emotional und körperlich. Eines der ersten und deutlichsten Anzeichen dafür, dass sich etwas verändert, ist: der Menstruationszyklus gerät aus dem Gleichgewicht. Doch was passiert da genau und wann? Und warum ist der Zyklus plötzlich so unberechenbar?
Ab wann kann sich der Zyklus verändern?
Veränderungen im Zyklus sind oft eines der ersten Anzeichen dafür, dass die hormonelle Umstellung beginnt. Oftmals ordnen die Frauen dies jedoch nicht den Wechseljahren zu, weil diese Veränderungen bereits in der Prämenopause auftreten können, also ab Mitte oder Ende 30 bzw. Anfang 40. Viele Frauen hatten bis dahin einen sehr regelmäßigen Zyklus und wundern sich daher. Viele befürchten, es könnte eine Erkrankung dahinter stecken. In vielen Fällen ist es jedoch “nur” die beginnende hormonelle Umstellung in Richtung Wechseljahre. Dieser aus dem Gleichgewicht geratene Zyklus kann Frauen ziemlich stark und auch über viele Jahre belasten, wie andere Wechseljahrs Symptome auch, ist dies jedoch sehr individuell unterschiedlich.
Frauen, die hormonell Verhüten, merken diese Veränderung zunächst nicht.
Wie verändert sich der Zyklus?
Die typischen Veränderungen im Zyklusverlauf können sehr unterschiedlich aussehen und sich über die Zeit verändern:
Zyklen werden kürzer oder länger, insgesamt unregelmäßig
Blutungen werden stärker oder schwächer
Zwischenblutungen, Schmierblutungen oder "Doppelblutungen" können auftreten
Die Periode kann schmerzhafter sein
PMS Symptome können sich verstärken
All das liegt an der sinkenden Hormonproduktion – insbesondere an den unregelmäßigen Schwankungen von Progesteron (dem "Ruhehormon") und Östrogen (dem "Aufbauhormon").
Warum verändert sich der Zyklus?
Besonders zu Beginn der hormonellen Umstellung sinkt vor allem das Progesteron – oft, bevor der Östrogenspiegel zu schwanken und zu sinken beginnt.
Progesteron, auch Gelbkörperhormon genannt, wird vom Körper freigesetzt, wenn ein Eisprung stattfindet. Es sorgt dafür, dass die (eventuell) befruchtete Eizelle sich sicher einnisten kann. Die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut wird durch das Progesteron weich, aber auch stabil gehalten, schafft also ein gutes “Zuhause” für eine befruchtete Eizelle. Wird keine Eizelle befruchtet, sinkt der Spiegel wieder und die Blutung wird ausgelöst. Ab Mitte/ Ende 30 werden die Eisprünge allmählich weniger und die Qualität der Eisprünge kann sinken, das heißt, viele Frauen haben zunehmend Zyklen ohne Eisprung oder ohne einen guten Eisprung. Das erschwert nicht nur die Erfüllung des Kinderwunsches, sollte einer vorhanden sein, sondern führt auch dazu, dass der Progesteronspiegel insgesamt sinkt, denn ohne Eisprung kein Progesteron und dass es Zyklen geben kann, in denen man einen Progesteronmangel hat bzw. daraus resultierend eine Östrogendominanz.
Wird kein Progesteron freigesetzt in einem Zyklus, ist die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut auch weniger stabil. Das hat zur Folge, dass der Zyklus in der Regel zunächst kürzer wird. Progesteron wirkt normalerweise regulierend und beruhigend auf den Zyklus – fehlt es, kommt es häufiger zu verkürzten, unruhigen oder auch schmerzhafteren Zyklen, denn Progesteron hat auch einen schmerzstillenden Effekt. Durch die Reduktion des Progesteronspiegels entsteht eine Östrogendominanz. Diese wiederum führt dazu, dass sich besonders viel Gebärmutterschleimhaut aufbaut (die durch fehlendes Progesteron jedoch instabil wird). Es kann dadurch zu sehr starken Blutungen kommen, die viele Frauen daran hindern, ihren Alltag bzw. ihre Arbeit ausführen zu können. Auch sind diese starken Blutungen oft auch sehr schmerzhaft.
In der Perimenopause beginnen, zusätzlich zum weiter sinkenden Progesteronspiegel, die Östrogenschwankungen.
Der Östrogenspiegel steigt und fällt unregelmäßig – gepaart mit dem weiter sinkenden Progesteron kann das zu einer unvorhersehbaren Mischung aus sehr starken Blutungen oder sehr schwachen Blutungen, zu längeren Zyklen oder auch besonders kurzen führen. Manche Frauen erleben regelrechte "Hormonwellen". Letztlich fällt auch der Östrogenspiegel stark ab, Blutungen werden weniger und bleiben irgendwann ganz weg. Hatte eine Frau ein Jahr lang keine Periode mehr, hat sie den Punkt der Menopause erreicht, es folgt die Postmenopause. Nun ist auch kein Zyklus mehr zu erwarten.
Unerwartete (sehr) starke Blutungen sind keine Seltenheit in den Wechseljahren
Was bedeutet das für die Gesundheit?
Ein veränderter, unregelmäßiger Zyklus ist zwar meist harmlos, aber dennoch ein Signal: Der Körper befindet sich im Umbau. Wichtig ist es, starke oder sehr lange Blutungen ärztlich abklären zu lassen, um z.B. Myome auszuschließen.
Auch wenn Zyklusveränderungen nicht unbedingt behandlungsbedürftig sind, können sie sich merklich auf das emotionale Gleichgewicht, den Schlaf und das Energielevel
auswirken. Viele Frauen berichten von Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit oder Erschöpfung in dieser Phase. Andere Frauen bluten so stark, dass sie sich kaum aus dem Haus trauen, geschweige denn sich auf die Arbeit konzentrieren können. Bei starken Schmerzen bzw. starken PMS Symptomen müssen sich viele Frauen immer wieder von der Arbeit befreien lassen. Erschwerend hinzu kommt, dass der Schlaf dann oft leidet, was die allgemeine Erschöpfung verschärfen kann. Wenn man durch die starken Blutungen viel Blut verliert, ist es sehr wichtig, die Eisenspeicher regelmäßig aufzufüllen - entweder durch Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel. Andernfalls kann ein Mangel entstehen, der wiederum Symptome, wie starke Müdigkeit, auslösen kann.
Der Östrogenspiegel steigt und fällt unregelmäßig – gepaart mit dem weiter sinkenden Progesteron kann das zu einer unvorhersehbaren Mischung aus sehr starken Blutungen oder sehr schwachen Blutungen, zu längeren Zyklen oder auch besonders kurzen führen. Manche Frauen erleben regelrechte "Hormonwellen".
Was kann man tun?
Zunächst ist es empfehlenswert, ein Zyklus- und Symptomtagebuch zu führen, um Muster und Veränderungen zu erkennen. Verhütet man hormonell (z.B. mit der Pille) ist ein Zyklustracking nicht aussagekräftig, da die Pille den natürlichen Zyklus unterdrückt.
Hormonfreundliche Ernährung (z. B. mit Omega-3, Phytoöstrogenen, ausreichend Eiweiß, Progesteron bildende Lebensmittel in 2. Zyklushälfte)
Mikronährstoffe (besonders Eisen) kontrollieren lassen und ggf. supplementieren
Ausreichend Bewegung (vor der Periode eher entspannenden Sport, Stresshormon Cortisol niedrig halten)
Stressreduktion und Schlafroutinen helfen, den Rhythmus zu stabilisieren
Ärztliche oder ganzheitliche Beratung, wenn Beschwerden den Alltag stark beeinflussen
Angepasste Intimpflege und Hygieneprodukte (stärkere Binden oder Periodenunterwäsche, einige Frauen greifen sogar zu Wochenbettbinden)
Mönchspfeffer als erste (pflanzliche) Maßnahme für mehr hormonelle Balance und einen ausgeglicheneren Zyklus
Hormonersatztherapie (anfangs probieren viele Frauen bioidentisches Progesteron in der zweiten Zyklushälfte
Einige Ärzte empfehlen später kurzzeitig synthetisches Gestagen/Verhütungspille bis zum Eintritt in die Menopause (individuell ärztlich beraten lassen)
Wärmeauflagen oder leichte Schmerzmittel (nicht dauerhaft!) gegen Schmerzen
Zusammenfassung:
Die Wechseljahre bringen hormonelle Veränderungen mit sich, die oft durch unregelmäßige Menstruationszyklen gekennzeichnet sind. Diese Veränderungen können bereits in der Prämenopause beginnen und sich durch kürzere oder längere Zyklen, stärkere oder schwächere Blutungen sowie Zwischenblutungen äußern. Ursache dafür sind sinkende und schwankende Hormonspiegel, insbesondere von Progesteron und Östrogen. Während diese Zyklusveränderungen meist harmlos sind, sollten starke oder sehr lange Blutungen ärztlich abgeklärt werden. Ein Zyklus- und Symptomtagebuch kann helfen, Muster zu erkennen, und eine hormonfreundliche Lebensweise kann den Rhythmus stabilisieren.
Quellen:
Bildau, Judith (2024): Raus aus dem Hormonkarussel. Soforthilfe bei PMS, Regelschmerzen, psychischen Tiefs, Schlafstörungen und Gewichtszunahme. Gräfe und UnserVerlag, München.
Kirschner-Brouns, Dr. med. Suzann (2024): Die Kraft der Wechseljahre. Penguin Random House, München.
de Liz, Sheila (2024): Women on Fire. Alles über die fabelhaften Wechseljahre. 24. Auflage, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg.
Pelz, Dr. Mindy (2023): The Menopause Reset. Hay House UK, London.