Die Wechseljahre bringen nicht nur körperlich und mental spürbare Symptome mit sich, sondern auch sichtbare Veränderungen. Neben der Figur können sich vor allem die Haut und Haare durch den sinkenden Östrogenspiegel verändern. Viele Frauen bemerken plötzlich Trockenheit, Unreinheiten, Verfärbungen oder eine erhöhte Lichtempfindlichkeit ihrer Haut. Gleichzeitig werden die Haare oft dünner, spröder und verändern ihre Struktur. Doch was genau passiert eigentlich in dieser Lebensphase mit Haut und Haaren – und wie können wir sie gezielt unterstützen?
Was passiert durch die hormonelle Umstellung?
Während der Wechseljahre – also der Zeit vor, während und nach der letzten Regelblutung – sinkt zunächst der Progesteronspiegel und dann der Östrogenspiegel im Körper deutlich ab. Östrogen ist ein echtes Multitalent, wenn es um die Haut- und Haargesundheit geht, daher hat die Reduktion auch häufig einen so sichtbaren Einfluss:
Östrogen fördert die Kollagenbildung – entscheidend für die Spannkraft der Haut
Östrogen hilft, Feuchtigkeit in der Haut zu speichern
Östrogen unterstützt die Regeneration der Hautzellen
Östrogen fördert das Haarwachstum
Mit dem Hormonrückgang verliert die Haut an Elastizität, wird dünner, trockener und empfindlicher. Aber das ist nicht alles – auch hormonell bedingte Unreinheiten oder eine erhöhte Sonnenempfindlichkeit können auftreten. Hinzu kommen andere Symptome, die sich indirekt auch auf die Haut auswirken können, wie z.B. Schlafstörungen oder Gewichtszunahme.
Durch das Absinken der weiblichen Sexualhormone verschiebt sich zudem das Verhältnis der weiblichen zu den männlichen Sexualhormonen - denn auch Frauen haben Testosteron, wenn auch deutlich weniger als Männer. Es kann in den Wechseljahren zu einem relativen Testosteronüberschuss kommen, denn dieses Hormon sinkt nicht so rapide wie die beiden Weiblichen. Auch dieser Umstand kann zu Veränderungen von Haut und Haaren führen.
Im Folgenden sehen wir uns die häufigsten Haut- und Haarprobleme in den Wechseljahren genauer an.
1. Verlust von Feuchtigkeit und Spannung – Wenn die Haut durstig wird
Östrogen hilft der Haut, Feuchtigkeit zu binden und Kollagen aufzubauen. Durch das Absinken des Östrogenspiegels kann die Haut bis zu 50 % ihrer Dicke verlieren – sie wird spürbar trockener, "schlaffer", spröder und weniger elastisch. Fältchen, eine raue Hautstruktur sowie teilweise unangenehmes Jucken sind typische Folgen. Auch die Lippen bilden (vertikale) Fältchen und verlieren an Fett, was sie schmaler werden lässt. Fettpolster im Gesicht reduzieren sich (da, wo man sie eigentlich behalten möchte). Auch Schlupflider werden durch den Östrogenmangel gefördert.
Neben der hormonellen Veränderung spielen auch die Genetik, Lebensstil und Umwelteinflüsse eine entscheidende Rolle bei der Hautalterung. Ob Frau gegen diesen Prozess etwas tun möchte, sollte jeder Frau selbst überlassen sein, auch wenn sich der Prozess aktuell nicht aufhalten lässt, kann man seine Haut versuchen durch gute Pflege und einen gesunden Lebensstil zu unterstützen.
Was hilft:
Milde, feuchtigkeitsspendende Pflegeprodukte
Reizstoffe (z. B. stark parfümierte Cremes) vermeiden
Ausreichend Wasser trinken (2-3l pro Tag)
Kollagenbildung durch Ernährung und ggf. Nahrungsergänzungsmittel unterstützen
Ausreichend Schlaf und keinen übermäßigen Stress
Rauchen und Alkohol so gut es geht meiden
Zucker, Weißmehl und rotes Fleisch können die Hautalterung fördern
Anti-entzündliche Ernährung ist gut (Omega-3 Fettsäuren, Antioxidantien, wie grüner Tee, Vitamin A, C und E
Haut gegen UV-Strahlen schützen (sind für 80% der Hautalterung verantwortlich)
2. Hormonell bedingte Akne – Unreinheiten trotz „Erwachsenenalter“
Viele Frauen sind überrascht, wenn sie in der Perimenopause plötzlich Pickel und Pusteln bekommen. Die Gründe sind ähnlich wie in der Pubertä: hormonelle Dysbalancen. Die genaue Ursache ist dabei oftmals das besagte relative Übergewicht an Androgenen (männliche Hormone wie Testosteron), die durch das Absinken des Östrogens stärker ins Gewicht fallen. Das regt die Talgproduktion an – die Poren verstopfen leichter und entzünden sich.
Was hilft:
Hormonbalance unterstützen (z. B. mit bioidentischer HRT – nach ärztlicher Beratung)
Anti-entzündliche Ernährung und Hautpflege
Auslöser wie Stress, Schlafmangel, Alkohol und Rauchen vermeiden
3. Rosazea – Wenn Rötungen zum Dauerzustand werden
Rosazea ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die häufig mit Akne verwechselt wird. Sie zeigt sich durch Rötungen, sichtbare Äderchen und manchmal Pusteln – meist in der Gesichtsmitte. Häufig entsteht Rosazea zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Die genaue Ursache ist nicht geklärt, es wird vermutet, dass ein Progesteronmangel in den früheren Wechseljahren den Ausbruch begünstigen könnte. Auch Hitzewallungen in der Perimenopause könnten eine Ursache sein.
Was hilft:
Auslöser wie Alkohol, Koffein, scharfe Speisen und UV-Strahlung vermeiden
Hautpflege auf empfindliche, reizfreie Produkte umstellen
Darm- und Lebergesundheit fördern – beide spielen eine zentrale Rolle bei der Hautregulation
4. UV-Strahlen-Sensibilität – Wenn die Sonne zur Herausforderung wird
Mit zunehmendem Alter regeneriert sich die Haut langsamer. Gleichzeitig nimmt die Zahl pigmentbildender Zellen ab, was die Haut empfindlicher gegenüber UV-Strahlung macht. Die Folge: Sonnenbrände treten schneller auf, womit auch die Gefahr von Hautkrebs steigen kann. Die Haut neigt ab der Perimenopause außerdem vermehrt zu Pigmentflecken – besonders an Stellen wie Stirn und Händen.
Was hilft:
Täglicher UV-Schutz, auch im Winter
Produkte ohne hormonell wirksame Inhaltsstoffe bevorzugen (z.B. physikalische Filter)
Pigmentstörungen gezielt mit Antioxidantien oder ggf. mit (schoneneden) hautaufhellenden Wirkstoffen behandeln
Haarausfall in den Wechseljahren
5. Haarverlust bzw. Ausdünnung der Haare
Der häufigste Haarwunsch in den Wechseljahren? Wieder mehr Fülle. Doch leider erleben viele Frauen genau das Gegenteil: diffusen Haarausfall oder eine sichtbare Ausdünnung am Oberkopf und entlang des Scheitels. Mehr als die Hälfte aller Frauen in den Wechseljahren leiden unter ausfallenden, dünner werdenden oder glanzloseren Haaren.
Warum?
Östrogen (genauer gesagt das Östradiol) hat eine haarwuchsfördernde Wirkung. Es verlängert die Wachstumsphase der Haare (Anagenphase)
Mit dem Sinken des Östrogenspiegels verkürzt sich diese Phase – das Haar fällt schneller aus
Gleichzeitig steigt das Verhältnis von Androgenen (männlichen Hormonen), was den Haarfollikel empfindlicher macht – besonders bei genetischer Veranlagung zur androgenetischen Alopezie (hormonell-erblich bedingtem Haarausfall)
6. Veränderung der Haarstruktur
Viele Frauen berichten, dass sich ihre Haare trocken, strohig oder spröde anfühlen – oder plötzlich lockig werden, obwohl sie früher glatt waren (oder umgekehrt).
Gründe:
Reduzierte Talgproduktion → weniger natürliche Feuchtigkeit
Abnahme von Keratinproduktion → schwächere Haarstruktur
Oxidativer Stress und hormonelle Dysbalancen
7. Vermehrte Gesichtsbehaarung
Manche Frauen entwickeln im Gesicht (z. B. am Kinn oder über der Oberlippe) vermehrt Haare – auch das hat mit der Verschiebung des Hormonverhältnisses (weniger Östrogen, relativ mehr Androgene) zu tun.
Was hilft den Haaren?
Pflege und Lifestyle-Tipps:
Milde, nährende Shampoos und Conditioner (z. B. mit Biotin, Koffein, Kollagen, Keratin oder Niacinamid)
Kopfhautpflege (z. B. mit Seren oder sanfter Massage zur Durchblutungsförderung)
Ausgewogene Ernährung mit reichlich Protein, Eisen, Zink, Vitamin D, Omega-3, Selen, Biotin, B-Vitamine, L-Carnitin
Stressreduktion und guter Schlaf – beide beeinflussen das Haarwachstum deutlich
Medizinische Optionen (nach Rücksprache mit Arzt/Ärztin, hier sind Dermatologe:innen die Ansprechpartner:innen!):
Topische Lösungen mit Minoxidil
Bioidentische Hormontherapie (HRT)
Nahrungsergänzungsmittel gezielt für die Haargesundheit einsetzen (z. B. Nutrikosmetika)
Eisenstatus und Schilddrüsenfunktion checken lassen
Behandlung mit Eigenserum (PRP)
Fazit: Pflegebewusstsein statt Frust
Haut und Haare in den Wechseljahren brauchen vor allem eins: Aufmerksamkeit. Nicht mit dem Ziel, die allgemeine Hautalterung aufzuhalten, sondern die hormonell bedingten Symptome so gut es geht zu lindern. Mit der richtigen Pflege, einem gesunden Lebensstil und ggf. medizinischer Unterstützung und/oder Hormonersatztherapie lassen sich viele Veränderungen gut begleiten oder sogar verbessern. Wichtig ist: Jede Haut und Haare sind individuell.
Zusammenfassung:
Die Wechseljahre führen zu hormonellen Veränderungen, die sich in Haut- und Haarproblemen äußern können, wie Trockenheit, Unreinheiten, erhöhte UV-Empfindlichkeit oder Haarverlust. Der sinkende Östrogenspiegel spielt dabei eine zentrale Rolle, da er die Kollagenbildung und Feuchtigkeitsspeicherung der Haut beeinflusst. Es kommt zu einem Ungleichgewicht zwischen weiblichen und männlichen Hormonen, was zusätzliche Veränderungen verursacht. Gezielte Pflege, ein gesunder Lebensstil und bei Bedarf medizinische Unterstützung können diese Symptome lindern. Jede Haut und jedes Haar reagieren individuell auf die hormonelle Umstellung, daher ist Aufmerksamkeit und eine angepasste Pflege entscheidend.
Quellen:
Bildau, Judith (2024): Raus aus dem Hormonkarussel. Soforthilfe bei PMS, Regelschmerzen, psychischen Tiefs, Schlafstörungen und Gewichtszunahme. Gräfe und Unzer Verlag, München.
Kirschner-Brouns, Dr. med. Suzann (2024): Die Kraft der Wechseljahre, Pinguin Random House, München.
de Liz, Dr. med. Sheila (2024): Women on Fire. Alles über die fabelhaften Wechseljahre. 24. Auflage, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg.
Online Quellen: www.new-medial.net; aad.com; rosazea-wissen.com; cmc.ncbi.nlm.nih.gov; avogel.co.uk