Dr. phil. Serena Lozza: Die unterschätzte Herausforderung: Wechseljahre und mentale Gesundheit
Veröffentlicht von Saskia Appelhoff im November 2024
Dr. phil. Serena Lozza-Fiacco ist Psychologin und Psychotherapeutin i.A.. Nach ihrem Psychologiestudium hat sie einen PhD im Bereich "Gesundes Altern bei Frauen" abgeschlossen, wodurch sie sowohl aus wissenschaftlicher als auch klinischer Sicht auf das Thema Wechseljahre spezialisiert ist. Ihre Forschung und therapeutische Tätigkeit widmet sie besonders den körperlichen und psychischen Veränderungen bei Frauen im mittleren Lebensalter. Seit letztem Jahr ist sie zudem Mutter.
Wie sind Sie zum Thema Wechseljahre gekommen?
Anfangs war es eher zufällig: Während meines Psychologiestudiums suchte ich einen Nebenjob und fand eine Stelle als Forschungsassistentin am Lehrstuhl für Alterspsychologie, wo es um gesundes Altern und kognitive Fitness ging. Daraus ergab sich eine PhD-Position bei einer Professorin, die sich auf Hormone und Verhaltensveränderungen spezialisiert hatte. Ich hatte Glück, dass mein Projekt dann tatsächlich das Thema „Gesundes Altern bei Frauen“ behandelte.
Im Verlauf der Promotion vertiefte ich mich in die Wechseljahre und ihre Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, und dieses Thema fesselte mich zunehmend. Mein Postdoc in den USA ermöglichte mir, die hormonellen Veränderungen und deren Einfluss auf die mentale Gesundheit noch intensiver zu erforschen. Jetzt kann ich dieses Wissen in meiner psychotherapeutischen Arbeit in der klinischen Psychologie voll einbringen und freue mich, so meine Leidenschaft für das Thema auszuleben.
Wie genau können denn die Wechseljahre die psychische Gesundheit beeinflussen?
Wichtig ist zu sagen, dass negative psychische oder emotionale Veränderungen in den Wechseljahren auftreten können, aber nicht müssen. Aus psychotherapeutischer Sicht ist es entscheidend, weil die Frauen, die uns aufsuchen, oft bereits einen hohen Leidensdruck haben und es eine Weile dauert, bis sie professionelle Hilfe suchen. Viele Frauen kommen ohne psychotherapeutische Unterstützung gut durch die Wechseljahre, was grundsätzlich positiv ist. Veränderungen wie weniger Energie oder eine höhere emotionale Empfindlichkeit sind häufig, aber das bedeutet nicht automatisch eine psychische Störung.
Frauen in den Wechseljahren erleben oft eine kürzere Zündschnur, Reizbarkeit, Wut, Traurigkeit oder Ängste und ziehen sich sozial eher zurück. Diese Veränderungen können leicht oder auch intensiver auftreten und liegen in einem breiten Spektrum. Manche Frauen kommen gut damit zurecht, andere tun sich schwerer. Wechseljahre erfordern viel Flexibilität, denn was an einem Tag gut gelingt, kann am nächsten schon wieder anders sein.
Was ist Ihr Ansatzpunkt? Welche Strategien gibt es?
In unserer Ambulanz rechnen wir über die Krankenkasse ab, daher können wir Therapien nur bei diagnostizierten psychischen Störungen anbieten. Häufige Störungen in den Wechseljahren sind Depressionen, Angststörungen, Schlafstörungen und Anpassungsstörungen, besonders wenn die Anpassung an die veränderten Lebensbedingungen schwerfällt. Die Behandlungsmethoden ähneln dabei weitgehend denen außerhalb der Wechseljahre – etwa die Kernansätze der Depressionsbehandlung bleiben im Wesentlichen gleich.
Ein Bereich, der sich in der Therapie von Wechseljahresbeschwerden deutlich unterscheidet, ist die Psychoedukation. Wir legen großen Wert darauf, Frauen zunächst umfassend über die Wechseljahre aufzuklären, da dies eine zentrale Rolle für das Verständnis der psychischen Beschwerden spielt. Die Psychoedukation umfasst Fragen wie: Was sind die hormonellen Veränderungen? Was sind mögliche emotionale Reaktionen? Da müssen wir natürlich auch schauen, was bringen die Frauen überhaupt an Wissen mit? Aber auch eine Überprüfung, ob ergänzende gynäkologische Abklärungen nötig sind. Dies bildet eine Grundlage, auf der wir gemeinsam ein individuelles Störungsmodell entwickeln, das speziell auf die Wechseljahre abgestimmt ist.
Dr. med. Serena Lozza
Im Gespräch klären wir auch über Mythen oder negative Überzeugungen über die Wechseljahre auf, die belastend wirken können, wie bspw. die Annahme, dass es “ab jetzt nur noch bergab geht” oder alles schlechter wird. Ziel ist es, mit realistischen Erwartungen an die Therapie heranzugehen. Da finde ich die Frage auch immer ganz ganz wichtig, wo es denn hingehen soll und was man realistischer weiser auch erreichen kann. Dabei besprechen wir, wo Veränderungen möglich sind und wo es sinnvoll ist, Akzeptanz zu entwickeln, insbesondere, wenn ein früheres Selbstbild nicht mehr realistisch erreichbar ist.
Gemeinsam arbeiten wir daran, individuelle Strategien zu finden, die gut tun – wie Stressmanagement, das Abgeben von Aufgaben oder klare Prioritäten im Alltag. So bringen wir Ziele, Energie und Balance in Einklang.
Wie viele Frauen, sind denn überrascht, dass es die Wechseljahre sind?
Es gibt zwei Arten von Frauen: Die gut informierten, die bereits viel Wissen mitbringen und oft selbst recherchiert haben, und diejenigen, die völlig überrascht sind und wenig Vorwissen haben. Die erste Gruppe ist oft gebildeter und hat besseren Zugang zu Informationen, während die zweite mehr Unterstützung und Aufklärung braucht.
Wie vermitteln Sie dann dieses Basiswissen? Machen Sie das, empfehlen Sie ein Buch?
Es hängt stark davon ab, wer noch beteiligt ist – etwa Gynäkolog:innen, wo ein guter Austausch ist und wo man gewisse Sachen delegieren kann. Oft erkläre ich die Grundlagen auch selber: Ich zeichne einfach den Menstruationszyklus und Veränderungen in der Perimenopause einfach auf Papier. Dabei gehe ich bewusst nicht zu tief ins Detail, sondern erkläre verständlich die Basics. Die Fragen entwickeln sich meist im Gespräch, sobald die Frauen merken, dass sie offen und wertfrei über ihre Themen sprechen können. Wenn mehr Interesse vorhanden ist, empfehle ich passende Bücher und Ressourcen wie Ihre Homepage.
Ich glaube, es ist entscheidend, dieses Gefühl zu haben, dass ich hier ganz offen über meine Fragen sprechen kann, ohne bewertet oder abgewiesen zu werden. Ohne gesagt bekommen: "Das ist normal, stellen Sie sich nicht so an, das geht wieder vorbei." Diese Offenheit bewirkt sehr viel.
Ich glaube, es ist entscheidend, dieses Gefühl zu haben, dass ich hier ganz offen über meine Fragen sprechen kann, ohne bewertet oder abgewiesen zu werden. Ohne gesagt bekommen: "Das ist normal, stellen Sie sich nicht so an, das geht wieder vorbei." Diese Offenheit bewirkt sehr viel.
In den Wechseljahren sinkt oft die Selbstakzeptanz und das positive Selbstbild. Was können die Frauen an dieser Stelle machen?
Es ist wichtig, zunächst das Selbstbild der Frauen vor den Wechseljahren zu betrachten. Oft gibt es ein unrealistisches Ideal, das Druck erzeugt. Statt direkt zu versuchen, ein positives Körperbild aufrechtzuerhalten, sollten wir verstehen, wie Frauen sich zuvor wirklich gefühlt haben. War das vorher bei 100%, so wie man sich das vorstellt, oder war das vorher auch nicht immer der Fall?
Körperliches Wohlbefinden bedeutet mehr als schlank sein; es geht auch darum, welche Leistungen der Körper erbringen kann und was für Ziele Frauen erreichen möchten. Ein breiterer Ansatz hilft, die Veränderungen besser zu akzeptieren und den Fokus auf das zu legen, was der Körper täglich leistet, trotz möglicher Gewichtszunahme oder anderer Veränderungen.
Aus Ihrer Erfahrung: Treffen die Wechseljahre Frauen härter, die sich vorher sehr wohl gefühlt haben?
Ich glaube, es ist sehr individuell. Es kann Frauen überraschend treffen, wenn sich ihr Selbstbewusstsein plötzlich verändert, besonders wenn sie zuvor stabil waren. Oft sind es nicht die Frauen, die von außen betrachtet als unsicher gelten, die stärker betroffen sind, sondern diejenigen, die lange Zeit mit sich im Reinen waren. Für sie kann die Veränderung umso herausfordernder sein, da sie sich zuvor nicht mit solchen Themen auseinandersetzen mussten.
Ich denke, Frauen, die bereits Schicksalsschläge erlebt haben, gehen oft leichter mit Veränderungen um. Sie sind möglicherweise daran gewöhnt, mit Unsicherheiten zu leben, und finden schneller einen Weg, um wieder Stabilität zu erlangen. Das trifft sie nicht weniger hart, aber sie haben vielleicht gelernt, wie sie sich aus schwierigen Phasen wieder herausarbeiten können.
Viele Frauen fühlen sich von ihrem Umfeld isoliert und missverstanden. Wie stark kann das Umfeld diese Phase beeinflussen?
Ich glaube, die Reaktion der ersten Person, der man sich öffnet – sei es ein Partner oder ein Facharzt – ist entscheidend für viele Frauen. Wenn man den Mut hat, über ein sensibles Thema zu sprechen und dann negatives Feedback oder Abwertung erhält, kann das sehr demotivierend sein. Es beeinflusst, ob man bereit ist, sich weiter zu öffnen oder sich zurückzieht.
Das ist ein zentraler Punkt, bei dem Fachpersonen oft versagen, wobei sie eigentlich besser wissen sollten. Darüber hinaus ist der Austausch mit Menschen, die offen und authentisch über ihre eigenen Erfahrungen sprechen, äußerst wichtig. Wenn man merkt, dass andere ehrlich von ihren Herausforderungen berichten, kann das ermutigen. Vor allem, wenn man von anderen hört “Bei mir läuft auch nicht alles gut.”
Freund:innen und Partner spielen dabei eine große Rolle. Gerade Männer, die vielleicht nicht immer sofort verstehen und es vielleicht auch gar nicht nachvollziehen können, können zumindest ein offenes Ohr haben und ihren Partnerinnen den Raum geben, sich zu äußern.
Ich glaube, die Reaktion der ersten Person, der man sich öffnet – sei es ein Partner oder ein Facharzt – ist entscheidend für viele Frauen. Wenn man den Mut hat, über ein sensibles Thema zu sprechen und dann negatives Feedback oder Abwertung erhält, kann das sehr demotivierend sein. Es beeinflusst, ob man bereit ist, sich weiter zu öffnen oder sich zurückzieht.
Stress und Angst sind in den Wechseljahren sehr relevant. Was können Sie uns dazu sagen?
Das sehe ich absolut auch so. Studien zeigen, dass bis zu 50 % der Frauen in den Wechseljahren ängstlicher werden. Diese Ängste sind oft keine diagnostizierbaren Angststörungen, sondern eher diffuse, schwer klassifizierbare Symptome. Frauen berichten häufig von unerklärlichen Ängsten in sozialen Situationen, wie z.B. bei Meetings oder Kundenkontakten. Auch Autofahren, das zuvor kein Problem war, kann plötzlich zur Herausforderung werden. Diese Veränderungen ähneln den PMS-Symptomen, die einige Frauen vor der Menstruation erleben. Während PMS dann wieder verschwindet, bleiben die Ängste jedoch eine Weile, wie so eine konstante Hintergrundmusik, die sich dann einschleicht in verschiedene Lebensbereiche und oft zu einer konstanten, belastenden Begleiterscheinung im Alltag werden kann.
Es ist wichtig, mit den Frauen genau zu erarbeiten, in welchen Situationen sie ihre Ängste erleben und ob diese Ängste möglicherweise aus der Vergangenheit stammen. Gab es zu Beginn ihrer Karriere Unsicherheiten in Meetings, die sie überwunden haben, und kehren diese jetzt zurück? Eine Spurensuche kann helfen, die Ursachen zu identifizieren und Strategien zur Bewältigung zu entwickeln.
Studien zeigen, dass bis zu 50 % der Frauen in den Wechseljahren ängstlicher werden. Diese Ängste sind oft keine diagnostizierbaren Angststörungen, sondern eher diffuse, schwer klassifizierbare Symptome. Frauen berichten häufig von unerklärlichen Ängsten in sozialen Situationen, wie z.B. bei Meetings oder Kundenkontakten.
Gleichzeitig sollten wir erkennen, dass nicht alle Ängste allein durch Therapie gelöst werden können, da sie doch auch wirklich hormonell bedingt sind. Wenn wir sehen, dass die Frauen stark belastet sind und noch nie eine Hormonersatztherapie ausprobiert haben, sollten wir sie dazu ermutigen. Wenn die hormonell bedingten Ängste abnehmen, kann das oft eine erhebliche Erleichterung bringen und in solchen Fällen müssen wir von unserer Seite aus nicht mehr viel tun.
Wie können Sie da differenzieren, ob es wirklich hormonell bedingt ist oder ob sich in dieser Zeit eine neue Angst entwickelt hat?
Es kann sehr herausfordernd sein, wenn Ängste plötzlich und ohne Vorgeschichte auftreten. In solchen Fällen versuchen wir zu sehen, ob es in der Zeit auch schon die ersten hormonellen Veränderungen gibt oder ob man die Ängste mit anderen Wechseljahrssymptomen, wie Hitzewallungen, in Verbindung bringen kann. Wenn keine Kontraindikationen bestehen und die Frauen grundsätzlich offen sind, können wir eine Hormonersatztherapie in Betracht ziehen und dann schauen. Die Frauen dürfen natürlich auch weiterhin bei uns in Behandlung bleiben.
Was ich aber auch wichtig finde, um es abgrenzen zu können, ist die Frage: Inwiefern treten Ängste im Zusammenhang mit anderen Symptome der Wechseljahre auf? Treten sie besonders in Zeiten mit starken Schlafstörungen auf, wo die Schlafstörungen auch die Ängste auslösen? Diese könnten die Ängste verstärken oder auslösen. Wir sollten auch die Schlafprobleme behandeln und beobachten, wie sich dies auf die Ängste auswirkt, ebenso wie bei belastenden Hitzewallungen.
Es ist faszinierend zu beobachten, wie Ängste oft ähnliche Symptome wie Hitzewallungen aufweisen. Diese Überlagerung erfordert eine sorgfältige Analyse im Einzelfall: Sind Herzrasen, schwitzige Hände oder beschleunigte Atmung ein Zeichen für Angst oder eine akute Hitzewallung? Die Abgrenzung kann herausfordernd sein, da Frauen oft glauben, sie hätten eine Panikattacke, während sie tatsächlich unter einer starken Hitzewelle leiden oder umgekehrt.
Es ist wichtig, diesen Zusammenhang gründlich zu erforschen, möglicherweise mit Tagebüchern oder anderen Aufzeichnungen, um herauszufinden, was zuerst auftritt und welches Symptom welches bedingt. So stellen wir sicher, dass wir nicht etwas behandeln, das vielleicht gar nicht das Hauptproblem ist.
Sehen Sie, dass sich Angstzustände bei Frauen in der Postmenopause wieder verbessern, oder bleibt dies eher eine langfristige Situation?
Im besten Fall macht man ja schon davor etwas und wartet nicht einfach ab, bis die Symptome verschwinden. Das Problem bei Ängsten ist, dass sie sich schnell generalisieren können. Eine hormonell bedingte Angst lässt sich oft gut mit einer Hormonersatztherapie behandeln, wenn man frühzeitig eingreift. Wenn man jedoch nichts unternimmt, kann sich die Angst so weit ausbreiten, dass sie zu einem psychischen Problem wird, das über die hormonellen Schwankungen hinaus anhält. Daher ist es wichtig, nicht zu lange zu warten, sondern schnell zu handeln und Lösungen zu finden.
[Die Wechseljahre] sind ein Moment, in dem man entscheiden kann, wieder aktiv Prioritäten zu setzen, anstatt nur weiterzumachen wie bisher. Anstatt zu fragen, was muss ich noch schaffen?, sollte die Frage eher lauten: Was will ich noch? Wozu darf ich mich aktiv entscheiden?
Welche Möglichkeiten sehen Sie, dass Frauen gestärkt aus den Wechseljahren hervorgehen?
Es gibt ein Sprichwort, das sagt: Wenn man das Gefühl hat, es geht nicht mehr weiter, dann ist Veränderung nah. Wenn man diesen Punkt erreicht und erkennt, dass es alleine nicht mehr geht, kann man aktiv Hilfe suchen und Dinge nachhaltig verbessern. Das ist oft eine Chance, das Leben bewusster zu gestalten. Es ist ein Moment, in dem man entscheiden kann, wieder aktiv Prioritäten zu setzen, anstatt nur weiterzumachen wie bisher. Anstatt zu fragen, was muss ich noch schaffen?, sollte die Frage eher lauten: Was will ich noch? Wozu darf ich mich aktiv entscheiden?
Es geht darum, das Leben neu zu ordnen, sich von Dingen zu trennen, die nur Energie rauben, und sich auf das zu konzentrieren, was einem wirklich wichtig ist.
Wie ermutigen Sie die Frauen dazu, sich neu zu orientieren ohne Druck aufzubauen?
Druck ist ein großes Thema, und ich arbeite gerne mit Werten. Ich nehme mir oft zwei Stunden Zeit mit Frauen, um herauszufinden, was ihnen wirklich wichtig ist und nach welchen Werten sie ihr Leben bewusst oder unbewusst gestalten. Es geht darum, den Alltag so auszurichten, dass er zu den eigenen Werten passt, und oft zeigt sich dabei, dass Ziele und Werte nicht im Einklang stehen. Das ist eine Gelegenheit, neu zu justieren.
Der Trend geht oft in Richtung, man muss aus jeder schwierigen Zeit gestärkt hervorgehen, was viel Druck auslösen kann. Es ist aber genauso wichtig, anzuerkennen, dass es manchmal einfach nicht gut geht. Man darf das auch so stehen lassen, ohne sofort nach dem Positiven zu suchen. Natürlich ist es sinnvoll, im richtigen Moment zurückzuschauen und zu erkennen, was man vielleicht Positives aus einer schweren Phase mitnehmen kann, aber das muss nicht sofort passieren. Es geht darum, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten und nicht unnötig Druck aufzubauen.
Der Trend geht oft in Richtung, man muss aus jeder schwierigen Zeit gestärkt hervorgehen, was viel Druck auslösen kann. Es ist aber genauso wichtig, anzuerkennen, dass es manchmal einfach nicht gut geht. Man darf das auch so stehen lassen, ohne sofort nach dem Positiven zu suchen.
Unsere Me not Frage zum Ende. Was ist Ihr Wunsch für die Wechseljahre?
Mein Wunsch wäre es, das Tabu rund um die Wechseljahre abzubauen. Als Psychotherapeutin arbeite ich oft mit Themen, die noch immer stark tabuisiert sind—psychische Gesundheit, psychische Krankheiten, und eben auch die Wechseljahre. Es wäre schön, wenn die Wechseljahre einfach als normaler Teil des Lebens einer Frau gesehen würden, über den man offen sprechen kann. Genau wie man offener über Menstruation, Blutungen, schwierige Schwangerschaften oder Wochenbettdepressionen sprechen sollte, ohne Scham. Es geht darum, die Wechseljahre zu enttabuisieren, besonders die psychischen Aspekte, die mit hormonellen Veränderungen verbunden sind. Diese Phasen existieren und verdienen es, angesprochen zu werden, und Frauen sollten sich dabei nicht scheuen, sich Hilfe zu holen.
Vielen Dank für das spannende Gespräch!
Zusammenfassung:
Dr. Serena Lozza-Fiacco ist Psychologin und Psychotherapeutin i.A., spezialisiert auf die Wechseljahre und deren Einfluss auf die psychische Gesundheit von Frauen, was sie in Forschung und Praxis integriert. Sie betont die Notwendigkeit von Aufklärung, individueller Psychoedukation und flexiblen Strategien, um Frauen bei der Bewältigung hormoneller und psychischer Veränderungen zu unterstützen. Ihr Ziel ist es, das Tabu um die Wechseljahre abzubauen und diese Lebensphase als natürlichen, aber herausfordernden Prozess zu entstigmatisieren.

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