Dr. med. Dorothee Struck: Hypnose in den Wechseljahren
Veröffentlicht von Saskia Appelhoff im November 2024
Credit: „Lichtartistin“ Melanie Eltermann, Kiel
Dr. med. Dorothee Struck vereint in ihrer Arbeit eine beeindruckende Bandbreite an Expertise: Als Frauenärztin, Hypnotherapie-Ausbilderin und Expertin für Heilpflanzen im deutschsprachigen Raum bietet sie eine ganzheitliche Begleitung für Frauen, die auf die Balance von Körper und Geist ausgerichtet ist. Wir haben mit ihr vor allem darüber gesprochen, wie Hypnose bei Wechseljahrsbeschwerden helfen kann. www.hypnotischgesund.de
Wie sind Sie auf das Thema Hypnose gekommen?
Ich habe meine Doktorarbeit zur Wirksamkeitsforschung in der Psychotherapie am Zentrum für Integrative Psychiatrie in Kiel geschrieben, da Psychosomatik und Psychotherapie schon immer mein besonderes Interesse geweckt haben.
Dann suchte eine Kollegin Testpersonen für Hypnose und ich habe drei Sitzungen gemacht, die alle super spannend waren. In einer Hypnosesitzung habe ich mich zum Beispiel in einer intensiven Diskussion mit meinem Myom befunden. Anfangs konnte ich kaum glauben, dass diese Körperweisheitstechnik tatsächlich funktioniert. Dieses Myom hat mich ständig beschäftigt: Es war klein, etwa 3 cm im Muttermund, und obwohl ich keinen Partner hatte, kreisten meine Gedanken ständig um Fragen wie „Sollte ich mich operieren lassen? Kann ich später Kinder bekommen?“. Diese Unsicherheiten begleiteten mich ununterbrochen.
Das Faszinierende war, dass das Myom bereits am Tag nach der Hypnose völlig aus meinen Gedanken verschwunden war. Ich hatte es einfach vergessen, selbst die Kontrolluntersuchung bei meiner Kollegin habe ich verpasst. Anderthalb Jahre später war ich wieder dort – und sowohl das ursprüngliche Myom als auch ein weiteres, 3 cm großes Myom oberhalb waren beide verschwunden. Es war wirklich erstaunlich.
Leider gab es damals in Deutschland keine körperorientierte Hypnoseausbildung und ich habe mich zunehmend auf die Gynäkologie konzentriert. Dann habe ich den Bericht einer renommierten Kinderwunschklinik in London gelesen, der mich total gefesselt hat: Die Klinik berichtete, dass durch Hypnose die Erfolgschancen einer IVF-Behandlung mehr als verdoppelt wurden. In Deutschland war Hypnose eher in der Psychotherapie verankert, bei der Behandlung von Phobien, Suchtentwöhnung oder als Unterstützung bei Depressionen – alles wertvolle Anwendungen für Patienten.
Erst 2019 erfuhr ich, dass Marisa Peer, die ehemals für die renommierte Kinderwunschklinik in London arbeitete, eine Online-Ausbildung anbot. So vertiefte ich mich zunehmend in die körperorientierte Hypnotherapie, die in England und den USA deutlich verbreiteter ist. Durch diese Ausbildung und eine internationale Hypnosekonferenz lernte ich schließlich auch Professor Larry Elkins kennen.
Professor Larry Elkins, Neurowissenschaftler an der Baylor University in Texas, hat zwei Wissenschaftspreise für seine Forschung zur Hypnose bei Wechseljahresbeschwerden, insbesondere Hitzewallungen und Schlafstörungen, gewonnen. In einer Studie konnte er mit einfachen Hypnose-Interventionen bei 80% der Frauen innerhalb von sechs Wochen eine deutliche Reduktion der Hitzewallungen erzielen.
Zum Glück gibt es Menopause Rating Scales – standardisierte Fragebögen, in denen Frauen vor, während und nach einer Therapie festhalten können, wie häufig und intensiv ihre Hitzewallungen auftreten, wie lange sie andauern und wie stark der Alltag beeinträchtigt wird. Damit erhalten wir ein klares Bild der Beschwerden und ihrer Auswirkung auf die Lebensqualität.
Besonders bemerkenswert ist, dass Elkins auch eine Gruppe von Frauen mit hormonabhängigem Brustkrebs in seine Studie einbezogen hat, die aufgrund einer Antihormontherapie viele klassische Behandlungsoptionen nicht nutzen können – eine häufige Herausforderung für uns Frauenärzt:innen. Obwohl die Hitzewallungen bei diesen Frauen nicht vollständig verschwanden, berichteten sie von deutlich geringerer Intensität und Häufigkeit sowie einer kürzeren Dauer der Beschwerden. Auch die Schlafqualität und das allgemeine Wohlbefinden verbesserten sich merklich.
Doch leider ist diese wirkungsvolle und einfache Methode in Deutschland weitgehend unbekannt. Es gibt viele Frauen, die keine Hormone nehmen dürfen – etwa wegen familiärer Brustkrebsbelastung oder früherer Thrombosen – oder die Hormone generell ablehnen und nach Alternativen suchen.
Wenn Hypnose zur Suchtentwöhnung und Ähnlichem angewandt wird, ist es eine Kassenleistung oder Selbstzahlerleistung?
Die Hypnose ist in der Regel eine Selbstzahlerleistung, obwohl einige Krankenkassen Kosten übernehmen, wenn sie zur Suchtentwöhnung oder Schmerztherapie eingesetzt wird, etwa bei Endometriose. Bei Endo-Patientinnen in den Wechseljahren, die mehrfach operiert wurden und unter starken Schmerzen leiden, gibt es vereinzelt Zuschüsse – dies hängt jedoch von der jeweiligen Krankenkasse ab. Das Problem ist, dass medizinische Hypnose bislang nicht offiziell anerkannt ist, weshalb eine Abrechnung über die Krankenkassen oft nicht möglich ist.
Interview mit Dr. med Dorothee Struck
Wann setzen Sie Hypnose genau ein? Wie entscheiden Sie, ob Hypnose die richtige Behandlung für eine Frau mit Wechseljahresbeschwerden ist?
Zuerst kläre ich, was genau das Problem ist. Hat die Frau ein spezielles Symptom wie Hitzewallungen oder Herzklopfen? Herzklopfen ist ein häufiges Thema, besonders in den Wechseljahren. Ich rate immer, das Herz zunächst vom Hausarzt abklären zu lassen, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen. Viele Frauen merken, dass ihr Herz zu pochen beginnt, besonders abends oder im Bett, und haben Angst, es könnte ein Herzproblem sein. Wenn alle medizinischen Untersuchungen wie EKG oder Herzecho unauffällig sind, kann es mit den Wechseljahren zusammenhängen. Denn mit einem sinkenden Östrogenspiegel werden wir so spürig für unser Herz. In diesem Fall setze ich oft Hypnose ein, um die Symptome zu lindern, und erkläre, dass es in der Regel keinen großen Krankheitswert hat, sondern nur Spürigkeit ist. Unser Herz ist immer ein bisschen unregelmäßig, nur normalerweise merken wir das nicht. Ein völlig gleichmäßiger Herzschlag ist selten. Ein gesundes Herz tanzt immer ein bisschen, passt sich Ruhe und Bewegung im Körper an, aber auch unsere Emotionen an, nur wir merken es normalerweise nicht.
In den Wechseljahren nehmen viele Frauen plötzlich ihre Eierstöcke wahr, auch wenn sie keine Periode mehr haben. Diese Wahrnehmung kann bis zu drei Jahre nach der letzten Regel anhalten und verunsichern. Hypnose kann helfen, diese Wahrnehmung zu modulieren und die ständigen Sorgen zu reduzieren. Oft sind es alte, verdrängte Erlebnisse, die wieder hochkommen, besonders aus der vorpubertären Zeit. In Hypnose können wir diese Themen neu betrachten und als erwachsene Frauen anders damit umgehen. So können wir mit Dingen arbeiten, die in einer normalen Gesprächstherapie nicht zugänglich sind.
In den Wechseljahren nehmen viele Frauen plötzlich ihre Eierstöcke wahr, auch wenn sie keine Periode mehr haben. Diese Wahrnehmung kann bis zu drei Jahre nach der letzten Regel anhalten und verunsichern. Hypnose kann helfen, diese Wahrnehmung zu modulieren und die ständigen Sorgen zu reduzieren.
In der Hypnosearbeit geht es oft darum, was der Körper uns mitteilen möchte, besonders bei Patientinnen, bei denen herkömmliche Behandlungen wenig Wirkung zeigen. In solchen Fällen lohnt es sich, tiefer zu schauen, ob der Körper eine Botschaft hat.
Ich sage immer, dass die Wechseljahre das Ende der östrogenbedingten „Vergiftung“ markieren – ein Zustand, der uns oft von unseren eigenen Bedürfnissen entfremdet. Als junge Mütter müssen wir oft von unseren eigenen Bedürfnissen absehen, die Kinder brauchen uns lange, Stillen, Kinderkrankheiten etc. Die Großmutter-Hypnothese aus der Anthropologie besagt, das evolutionsbiologisch betrachtet Wechseljahre ein Geschenk sind, damit ältere Frauen nicht mehr durch Schwangerschaften und Stillen gebunden waren und mehr Zeit für die Gesellschaft und die Unterstützung ihrer Familie hatten.
In der Natur, im Vergleich zu anderen Tieren, sind Menschenkinder besonders lange abhängig, was die Bedeutung der Wechseljahre unterstreicht, in denen Frauen ihre eigenen Bedürfnisse wieder stärker wahrnehmen können.
Die Großmutter-Hypnothese aus der Anthropologie besagt, das evolutionsbiologisch betrachtet Wechseljahre ein Geschenk sind, damit ältere Frauen nicht mehr durch Schwangerschaften und Stillen gebunden waren und mehr Zeit für die Gesellschaft und die Unterstützung ihrer Familie hatten.
Die Veränderung, die mit dem Wegfall der Östrogene einhergeht, ist wie eine umgekehrte Pubertät. Während wir bei Teenagern verstehen, dass ihr Gehirn im Umbau ist, gestehen wir dies Frauen in den Wechseljahren oft nicht zu. Mit 52 oder 53 Jahren wird von ihnen erwartet, dass sie mitten im Leben und im Beruf stehen – aber gleichzeitig beginnt ein Prozess der Neuorientierung, in dem sie sich von der „Östrogenvergiftung“ befreien. Viele Frauen erleben in dieser Phase eine Art Neugeburt, entdecken neue Perspektiven und Lebensziele.
Ein gutes Beispiel sind Frauen wie Elizabeth Arden, die ihre berühmte 8-hour cream erst mit 52 Jahren entwickelte und damit Ihr weltweites Kosmetik Imperium zu richtiger Größe geführt haben. In den Wechseljahren geht es oft darum, sich selbst neu zu finden.
Nicht nur körperliche Symptome können durch Hypnotherapie erleichtert werden, sondern auch die Suche nach dem eigenen Lebensweg. Viele Frauen sind in dieser Phase orientierungslos und müssen erst herausfinden, wohin sie wollen. Meine Aufgabe ist es, sie zu unterstützen, den eigenen „Nordstern“ zu finden – ich kann nicht sagen, wohin sie gehen sollen, aber ich helfe ihnen, ihren eigenen Weg zu entdecken.
Gibt es Risiken?
Abreaktionen, also körperliche Reaktionen wie “Muskelkater” oder leichte Kopfschmerzen nach einer Hypnosesitzung, sind selten und treten bei weniger als 5 % der Patienten auf.
Man arbeitet ja mit dem Unterbewusstsein. Manchmal äußert sich das körperlich. Manche sind einfach auch ein bisschen müde, ein bisschen wie Muskelkater und in der Regel dauert es nur ein bis drei Tage. Bei den meisten Patienten klingen diese Beschwerden schnell ab. Das heißt, wenn wir an einer sehr angespannten Situation arbeiten, machen wir häufig Sitzungen am Donnerstag oder Freitag und dann haben wir das Wochenende, um das Ganze zu verarbeiten.
Aber dann geht es ja eigentlich viel stärker wirklich von den körperlichen Aspekten weg.
Die Wechseljahresbegleitung teilt sich oft in zwei Bereiche: Zum einen geht es um die körperlichen Symptome, etwa für Frauen, die keine Hormone nehmen können oder wollen oder bereits verschiedene Behandlungsmethoden ausprobiert haben – von Heilpflanzen über bioidentische Hormone bis zu Ernährungsumstellung. Zum anderen betrifft es den Persönlichkeits-Bereich, bei dem die Wechseljahre als Sprungbrett dienen, um über persönliche Ziele und Wünsche nachzudenken. Diese Bereiche können sich überschneiden, was die Therapie individuell gestaltet.
Mit Hypnose oder gezielten Aufnahmen lassen sich körperliche Symptome effektiv lindern. Oft geht es nicht um eine tiefgreifende Persönlichkeitsentwicklung, sondern einfach darum, den Alltag leichter zu gestalten – weniger Hitzewallungen, besseren Schlaf oder weniger Stress.
Wie muss ich mir denn konkret eine Hypnose Session vorstellen? Manche kennen Hypnose beispielsweise von Hypnoseshows.
Also erstmal zu den Entertainment Hypnosen; das funktioniert nicht bei jedem, da sie auf der Auswahl von Menschen basieren, die besonders empfindlich auf Suggestionen reagieren. Show-Hypnotiseure erkennen diese Personen durch Mimik und Gestik. In der medizinischen Hypnose hingegen wird ein natürlicher Zustand wie ein Tagtraum vertieft. Man könnte es mit dem "Netflix-Trance"-Zustand vergleichen: man ist voll fokussiert auf eine Serie, während man alles andere ausblendet. In der Hypnose nutzen wir diese natürliche Trance, vertiefen sie und geben glaubhafte, akzeptable Suggestionen, die das Unterbewusstsein annehmen kann.
Im Gegensatz zu Show-Hypnose arbeitet die medizinische Hypnose mit natürlichen, oft unbewussten Prozessen des Körpers, wie dem Placebo-Effekt. Wenn jemand fest an die Wirksamkeit einer Substanz glaubt, kann der Körper darauf reagieren, auch wenn die Substanz eigentlich keine medizinische Wirkung hat. In der medizinischen Hypnose nutzen wir ähnliche Mechanismen, indem wir bildhafte Vorstellungen und Suggestionen verwenden, die die Wahrnehmung und den Körper beeinflussen.
Die Hypnose dient dazu, die Grenze zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein durchlässig zu machen, um so unbewusste Prozesse wie Blutdruck oder Puls gezielt zu beeinflussen. Sie ist ein Werkzeug, um mit dem Körper auf einer tieferen Ebene zu kommunizieren und Veränderungen zu bewirken.
Medizinische Hypnose funktioniert durch das Vertiefen eines natürlichen Zustands, ähnlich einem Tagtraum, wobei wir mit Bildern und Sprache arbeiten, um das Unterbewusstsein zu erreichen. Ein Beispiel ist, dass man sich an einen See versetzt, die Kühle des Wassers spürt und diese Empfindung dann im Alltag oder während des Schlafs beibehält. Das Unterbewusstsein reagiert besonders auf diese bildhafte Sprache, was es uns ermöglicht, körperliche Prozesse zu beeinflussen.
Im Gegensatz zu Show-Hypnose arbeitet die medizinische Hypnose mit natürlichen, oft unbewussten Prozessen des Körpers, wie dem Placebo-Effekt. Wenn jemand fest an die Wirksamkeit einer Substanz glaubt, kann der Körper darauf reagieren, auch wenn die Substanz eigentlich keine medizinische Wirkung hat.
Kurz gesagt: Das Bild vom kühlen See oder der frischen Brise nehme ich mit in den Alltag, sodass mein Unterbewusstsein bei Hitzewallungen automatisch diese Kühle aktiviert?
Im Alltag denken wir gar nicht mehr daran, sondern wir geben dem Unterbewusstsein in der Hypnose einen sogenannten posthypnotischen Auftrag, sodass die Vorstellung der Kühle automatisch im Alltag wirkt. Egal ob die Patientin arbeitet, ohne daran zu denken, oder nachts schläft – das Unterbewusstsein aktiviert die Kühle trotzdem. Das Besondere an Hypnose ist der dauerhafte Effekt: Nach einer gewissen Zeit braucht die Patientin die Hypnose nicht mehr aktiv anzuwenden, da das Unterbewusstsein die "Vokabeln" so oft gehört hat, dass es von allein reagiert.
Sind die Frauen grundsätzlich offen dafür?
Viele Frauen sind skeptisch, weil sie Hypnose mit Show-Hypnose aus Varietés, Zirkus oder Hollywood assoziieren. Am häufigsten höre ich Fragen wie: "Verliere ich da die Kontrolle?" oder "Machen Sie etwas, das ich nicht will?" Hypnose für therapeutische Zwecke funktioniert ganz anders: Die Person bleibt wach und behält die Kontrolle. Ihr Unterbewusstsein nimmt nur das auf, was mit ihren eigenen Werten übereinstimmt.
Es gibt auch die Sorge, in der Hypnose "stecken zu bleiben" – ein Mythos, der aus der Bühnenhypnose der 1920er in New York stammt, wo Hypnose damals als Unterhaltung sehr beliebt war. Es kam vereinzelt vor, dass Personen in Trance schwer zu wecken waren.
Dr. James Esdaille, ein schottischer Chirurg des 19. Jahrhunderts, erforschte diese tiefen Trancezustände und hypnotische Schmerzauslöschung, da er als Armeearzt in Indien oft ohne Schmerzmittel operieren musste. Er untersuchte Techniken, um Patienten in tiefe Trance zu versetzen und vor allem, diese auch zuverlässig und sicher wieder herauszuführen.
In der medizinischen Hypnose, die auch akademisch erforscht wird, gibt es sechs Tiefenstufen. Im therapeutischen Bereich arbeiten wir meist auf Stufe drei oder vier – die Patienten bleiben wach und ansprechbar. Tiefere Zustände, wie Stufe fünf oder sechs, wo sogar kleinere Eingriffe ohne Narkose möglich wären, werden selten verwendet. Diese Techniken sind aufwändig und wurden zumeist durch moderne Narkosemittel ersetzt, die sicherer und schneller wirken
Wer kann diese Hypnose Ausbildung machen und wie lange dauert die?
Hypnose ist in Deutschland erstmal kein geschützter Begriff. Das kann problematisch sein, weil es eben sehr suggestible Menschen gibt, die dann durch unqualifizierte Hypnotiseure beeinflussbar sind. In Deutschland dürfen Hypnotherapie jedoch nur Ärzte, Psychologen und Heilpraktiker anwenden, da diese in staatlich anerkannten Gesundheitsberufen tätig sind.
Ich selbst bilde im Rahmen der ICT, einer der größten internationalen Hypnosegesellschaften, ausschließlich Fachkräfte aus anerkannten Gesundheitsberufen wie Krankenschwestern, Physiotherapeuten und Hebammen aus. Solche Berufsgruppen können symptomatische Hypnosen, etwa zur Schmerztherapie oder bei Inkontinenz, sicher und effektiv anwenden. Grundsätzlich ist für komplexere Eingriffe wie Traumabehandlung jedoch eine umfassende medizinische Ausbildung nötig.
Eine fundierte Hypnose-Ausbildung erfordert intensive Grundlagenvermittlung. Eine erfahrene Krankenschwester kennt bereits wichtige Themen wie Datenschutz, Patientenkommunikation und das Erkennen von psychiatrischen Notfällen. Deshalb bilde ich bewusst nur qualifizierte Fachkräfte aus. Hypnose-Ausbildungen sollten mindestens sechs Monate dauern und 220 Stunden umfassen, mit einem großen Anteil praktischer Übungen. Ich ermutige Teilnehmende, früh an realen Fällen zu üben und durch Feedback zu lernen, um sicher und effektiv mit Patient:innen arbeiten zu können.
In England habe ich selbst 480 Stunden für den Hypnotherapie-Grundkurs und weitere 480 Stunden für klinische Hypnotherapie absolviert. Diese Tiefe ist wichtig, um mit unterschiedlichsten Symptomen umgehen zu können.
Mein Fokus in der Ausbildung liegt besonders auf der Frauen- und Organmedizin. Gerade Frauen mit komplexen Beschwerden wie Dranginkontinenz oder Endometriose nach mehreren Operationen brauchen spezifische Hilfe. Hier geht es darum, Fachkräften Werkzeuge an die Hand zu geben, die konkret zur Lebensqualität der Patientinnen beitragen.
Hypnose ist in Deutschland erstmal kein geschützter Begriff. Das kann problematisch sein, weil es eben sehr suggestible Menschen gibt, die dann durch unqualifizierte Hypnotiseure beeinflussbar sind. In Deutschland dürfen Hypnotherapie jedoch nur Ärzte, Psychologen und Heilpraktiker anwenden, da diese in staatlich anerkannten Gesundheitsberufen tätig sind.
Wir sprechen auch mit vielen, aber haben bisher nur wenige gefunden, die Hypnose in den Wechseljahren anwenden.
Leider ist Frauenheilkunde in der Hypnoseforschung kaum vertreten, selbst Expert:innen wie Gary Elkins sind eher Exoten. Ich frage mich oft, warum, denn es gibt viele natürliche Prozesse, bei denen Hypnose unterstützend wirken könnte, z. B. bei Menstruationsbeschwerden nach dem Absetzen der Pille. Frauen durchlaufen so viele hormonelle Veränderungen – von Pubertät bis Wechseljahre – und regulieren sich oft selbst. Hypnose könnte hier sanft helfen, ohne Medikamente einzusetzen.
In meiner Praxis sehe ich das immer wieder: Eine meiner ersten Patientinnen mit Kinderwunsch und starkem PCO-Syndrom hatte einen Zyklus von 40 bis 62 Tagen und wurde bereits als „hoffnungslos ohne IVF“ bezeichnet. Nach einer Hypnose zur Aufarbeitung von Stress und Traumata, begleitet von einer Ernährungsumstellung und Kräutern zur Stärkung der Bauchspeicheldrüse, wurde sie innerhalb von drei Monaten schwanger.
Es zeigt mir, wie kraftvoll Hypnose sein kann, gerade für Frauen in verschiedenen Lebensphasen, und wie dringend sie mehr Anerkennung in der Frauenheilkunde verdient.
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Bezieht sich ihr Kurs nur auf Wechseljahresbeschwerden, oder kann eine individuelle Hypnoseaufnahme auch auf meine spezifischen Themen zugeschnitten werden?
Die Anliegen in der Einzeltherapie sind sehr unterschiedlich: von körperlichen Beschwerden bis zu persönlichen Herausforderungen wie Prüfungsangst oder beruflichen Blockaden. Oft arbeite ich mit einer Kombination aus Hypnose und praktischen Lösungen, wie Heilpflanzen oder Rezepten. Die Behandlung kann von einer Hormonbalance über psychische Ursachen bis hin zu konkreten Lebensfragen reichen – alles wird individuell angepasst. Es ist spannend, zu sehen, wie sich die Frauen entwickeln. So habe ich auch selbst meine Hitzewallungen überwunden.
Die größte Fehlinformation bei Frauen ist die Vorstellung, dass die Wechseljahre der Anfang vom Ende sind. Unsere Gesellschaft überbewertet Jugend und Aktivität, während die Weisheit des Alters oft zu wenig respektiert wird. Wechseljahre sind eine Umstellung, aber auch eine Chance, smarter mit den eigenen Ressourcen umzugehen.
Was denken Sie, sind immer noch die größten Mythen rund um die Wechseljahre oder die größte Fehlinformation?
Die größte Fehlinformation bei Frauen ist die Vorstellung, dass die Wechseljahre der Anfang vom Ende sind. Unsere Gesellschaft überbewertet Jugend und Aktivität, während die Weisheit des Alters oft zu wenig respektiert wird. Wechseljahre sind eine Umstellung, aber auch eine Chance, smarter mit den eigenen Ressourcen umzugehen. Also “work smarter, not harder”. Mit 50 sind die Energien anders verteilt und man teilt seine Kräfte besser ein. Viele Frauen erleben jedoch, dass sie nach den Wechseljahren wieder durchstarten und sich neu entfalten – es ist nicht das Ende, sondern ein neuer Anfang.
Für viele Frauen kommt das “Alter” mit seinen einschränkenden Begleiterscheinungen erst 15 bis 20 Jahre nach den Wechseljahren. Ich hatte eine Patientin, 80, die sagte: „Mit geht es altersbereinigt gut. Ja, ich könnte über meine Knie und Hüften jammern, ich muss langsamer machen, aber das Leben ist schön.“ Die Vorstellung, dass mit den Wechseljahren sofort alles bergab geht, ist falsch. Viele Frauen werden ab 50 richtig aktiv, engagieren sich politisch, bilden sich weiter oder entdecken neue Hobbys. Die Wechseljahre sind ein Umstellungsprozess, kein Ende. Wir verändern uns, und das ist etwas Positives.
Zusammenfassung:
Dr. Dorothee Struck, Frauenärztin und Hypnotherapie-Expertin, erklärt, wie Hypnose Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen und Schlafstörungen lindern kann. Durch ihre Ausbildung in körperorientierter Hypnotherapie und die Forschung von Prof. Larry Elkins wurde sie überzeugt, dass Hypnose eine effektive Alternative für Frauen bietet, die keine Hormone nutzen können oder wollen. Studien zeigen, dass einfache Hypnose-Interventionen die Häufigkeit und Intensität von Beschwerden erheblich reduzieren können, selbst bei Frauen mit hormonabhängigem Brustkrebs.
In ihrer Praxis setzt Dr. Struck Hypnose ein, um körperliche Symptome zu lindern und tiefere Botschaften des Körpers zu entschlüsseln. Hypnose hilft nicht nur bei physischen Beschwerden, sondern unterstützt Frauen auch dabei, in den Wechseljahren neue Lebensziele zu entdecken. Sie betont, dass diese Phase eine Chance für Neuorientierung und Wachstum bietet, statt den Anfang vom Ende zu markieren. Hypnose sei sicher, effektiv und eine oft unterschätzte Methode in der Frauenheilkunde.
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